Naturwunder in Deutschland – Die Drachenschlucht in Eisenach
Nahezu mystische Wanderwege durchziehen dicht von Farnen und Moosen bewachsene, eng gedrängte Felsspalten. Die besondere Magie der der Drachenschlucht am Fuße der Wartburg in Eisenach zog bereits etliche Dichter und Denker wie Johann Wolfgang von Goethe in seinen Bann, welcher die Drachenschlucht sogar in seinem Werk „Götz von Berlichingen“ erwähnte.

Geschichte und Entstehung
Die hügelige Landschaft des Thüringer Waldes schafft ideale Bedingungen für verschiedenste Abenteuer. Zahlreiche Burgruinen und ehemalige Gutshäuser fügen sich als stille Zeitzeugen in die von dichtem Eichen- und Buchenbewuchs geprägte Waldregion ein, welche von reichhaltigen Vorkommen an Ton, Schiefer, Sand- und Kalkstein geprägt ist.
Bereits im Mittelalter war die Region das Ziel verschiedener Jäger, Sammler, Mineralsammler und Köhler. Im Laufe des 18. Jahrhunderts entschloss man sich daher dazu, einige Jagdschneisen und Spazierwege zu ertüchtigen. Der damals noch als Steingraben bezeichnete Teil des Thüringer Annathals wurde 1832 schließlich mit dem Namen Drachenschlucht getauft. Der Name wurde zu Ehren des Eisenacher Stadtpatrons dem „Drachentöter“ heiliger Georg vergeben.

Die Ertüchtigung der Wanderwege erfordert bis heute einiges an Aufwand. Da die Schlucht an der engsten Stelle gerade einmal 68cm fasst und an vielen Stellen von einem Bach, bzw. aufkommendem Quellwasser gequert wird, war es erforderlich, verschiedene Stufen in den Fels zu schlagen und die Wegstrecken mit Bohlen und Stelen zu überbrücken. Die enormen Naturgewalten sorgen jedoch vor allem im Winter für regelmäßige Schäden, so dass die Bauwerke kontinuierlich erneuert werden müssen.
In wie weit Martin Luther diese Wege während seiner Zeit auf der nur zwei Kilometer entfernten Wartburg bestritt, ist nicht eindeutig belegt. Allerdings liegt es auf Grund der geographischen Nähe und der Tatsache, dass es sich auch bei der Drachenschlucht um einen von mehreren historischen Zugängen zur Wartburg handelte, nahe.

Saisonale Höhepunkte
Die durch Felsen, Feuchtigkeit und dichten Bewuchs geprägte Landschaft der Drachenschlucht garantiert abwechslungsreiche Naturerlebnisse über das ganze Jahr hinweg. Lediglich bei Frost sollte der unmittelbare Schlucht-Bereich auf Grund der stark erhöhten Rutschgefahr vermieden werden. Ein frostiger Winter mit viel Schneefall hat im Frühling allerdings zur Folge, dass sich das abtauende Schmelzwasser in den Bächen sammelt, wodurch die Vegetation in den kommenden Frühlingsmonaten oft besonders üppig gedeiht. Mitunter entstehen auch vorübergehende Bachläufe, Rinnsale und kleine Wasserfälle. Die mild-feuchten Bedingungen bilden dann auch den idealen Zeitpunkt zur Beobachtung von Feuersalamandern (Salamandra salamandra).
Durch die dichte Krone des Eichen- und Buchenbestandes und die geografische Beschaffenheit der Region, wirkt der lokale Pflanzenbestand wie eine natürliche Klimaanlage und garantiert angenehme Wandertemperaturen durch Verdunstung und Beschattung. Die wahre Pracht der Drachenschlucht kommt in den Sommermonaten vor allem in den Dämmerungsstunden zum Vorschein, wenn die lokale Tierwelt aus dem Schlaf erwacht. Der Sommer bildet den idealen Zeitpunkt zur Beobachtung von Fledermäusen oder Insekten wie dem Hirschkäfer.

Mit Einzug des Herbstes legt sich ein dichter, rot-goldener Schleier über die Region, bevor sich das Laub schließlich lichtet und tiefergehende Blicke auf die atemberaubenden Felsstrukturen gestattet. Zahlreiche Pilze präsentieren abseits der Wege ihre Fruchtkörper, als warteten sie regelrecht darauf, von einem vorbei streifenden Wanderer gesammelt zu werden. Nun sind es vor allem die Waldtiere, die das Bild der Fauna dominieren und sich auf den kommenden Winter vorbereiten.
Seltene Tier- und Pflanzenarten
Durch die prägende Charakteristik der Drachenschlucht wird der umliegende Waldtypus auch als „Schluchtwald“ bezeichnet. Die Tiefe der Felsen spendet Schatten und Feuchte, wodurch sich am Fuße der Schlucht besonders feuchteliebende Schattenpflanzen wie Moose und Farne angesiedelt haben. Felsenschnecken und Ruderfußkrebse finden hier ebenso eine Heimat wie verschiedenste Waldtiere.
Darüber hinaus beherbergt die Drachenschlucht eine Vielzahl geschützter Tierarten wie den Feuersalamander (Salamandra salamandra), mehrere geschützte Fledermausarten, den Hirschkäfer (Lucanus cervus) und den Schwarzspecht (Dryocopus martius).

Attraktionen, Camping, Übernachtung
Historien- und Architekturbegeisterte sollten die Wanderung durch die Drachenschlucht mit einem Besuch der Wartburg verbinden. Der Ort, an dem Martin Luther die Bibel übersetzte befindet sich auf direktem Wanderweg nur etwa zwei bis drei Kilometer von der Drachenschlucht entfernt.
Der Zugang zur Drachenschlucht ist direkt über die B19 möglich, allerdings schränkt die Gemeinde die örtlichen Parkmöglichkeiten leider immer weiter ein. Es ist daher entweder mit höheren Parkgebühren oder weiteren Laufwegen zu rechnen. An der Wartburg stehen mehrere Parkmöglichkeiten (auch für Wohnmobile/Busse) gegen Entgelt zur Verfügung.
Mit der Landgrafenschlucht befindet sich in unmittelbarer Nähe eine weitere spannende Schlucht, die zum Erkunden einlädt. Der Rennsteig – ein knapp 170 Kilometer langer Wanderweg verbindet die Ortschaften Hörschel und Blankenstein über Oberhof und weitere Zwischenziele. Der Hirschstein bei Marksuhl bietet einen weitreichenden Blick auf den westlichen Thüringer Wald.

Wer die entsprechende Zeit mitbringt, sollte sich ein Besuch im Schloss und Park Altenstein bei Bad Liebenstein oder der Falknerei am Rennsteig in Waltershausen in der unmittelbaren Region nicht entgehen lassen.
Für die Anreise mit dem Camper findet sich etwa 11 Kilometer südlich der Wartburg im „Camperpark Eisenach„, in der Gemeinde Gerstungen ein passender Stellplatz direkt am See. Alternativ besteht die Möglichkeit, etwa 30 Kilometer nordöstlich der Drachenschlucht den „Wohnmobilstellplatz Lauchröden“ zu nutzen.
Weitere Übernachtungsmöglichkeiten bestehen unter anderem in Eisenach und Bad Salzungen. Da die Region abseits der touristischen Gäste auch noch für ihre vielen Kurbäder bekannt ist, sollten die entsprechenden Übernachtungsmöglichkeiten allerdings frühzeitig reserviert werden.
Fazit
Die Drachenschlucht ist ein spannender Ausflugsort für Träumer und Naturliebhaber zugleich. Selbst Kinder, die dem Wandern meist anfangs eher skeptisch gegenüberstehen, finden hier viele Möglichkeiten sich auf natürliche Weise zu begeistern. Die Nähe zur Wartburg und den umliegenden Kurorten wie Bad Liebenstein ermöglicht weitere Ausflugsziele und Unternehmungen in einer einzigartigen Atmosphäre mit historischen Fachwerkbauten, Stadtbrunnen und dem einzigartigen Flair des Thüringer Waldes.
Wer sich für Felsformationen begeistert, sollte sich im Übrigen unbedingt auch einmal das Elbsandsteingebirge und die Bastei – ein weiteres Naturwunder im Osten Deutschlands – anschauen! Dazu aber mehr in einem separaten Beitrag…