Was ist eigentlich Spaghettistein?

Was ist eigentlich Spaghettistein?

Gerade bei der Kultur mexikanischer Fettkrautarten wird als Medium oft poröses Gestein, meist sogenannter Spaghettistein empfohlen. Doch worum handelt es sich dabei genau? Dieser Frage wollen wir in diesem Beitrag einmal genauer auf den Grund gehen.

spaghettistein mit pinguicula bepflanzt
Abbildung: Spaghettistein bepflanzt mit mexikanischen Fettkräutern (Pinguicula spec.)

Genau genommen handelt es sich bei Spaghettistein zumindest im geologischen Sinne um keinen offiziellen Begriff. Grundsätzlich bezeichnet man daher verschiedene Gesteinsarten mit poröser, oft löchriger und teils spaghettiartiger Struktur als Spaghettisteine.

Betrachtet man die Gesteinsarten jedoch etwas genauer, lassen sich Spaghettisteine allerdings meist in zwei grundsätzliche Arten unterscheiden, die sich in ihrer Entstehung fundamental voneinander unterscheiden. Zu einem handelt es sich dabei um Travertin, der Spaghettistein wie wir ihn aus dem Handel kennen. Darüber hinaus existiert mit sogenanntem Faxe-Kalk, einer Ansammlung versteinerter und somit fossiler Korallen- und Seelilienreste, eine weitere Art Spaghettistein, die jedoch nur äußert selten gehandelt wird.

Travertin – „Gewöhnlicher“ Spaghettstein

Travertin-Gesteine eignen sich nicht nur für die Verwendung als Pflanzstein, sondern werden oft auch als Baustoff, vor allem bei Mauern und als Terrassenplatten verwendet. Grundsätzlich handelt es sich hierbei um einen mehr oder weniger porösen Kalkstein, der aus warmen oder heißen, CO2-übersättigten Süßwasserquellen ausgefällt wurde und fast ausschließlich aus Calciumcarbonat besteht. Durch die Einlagerung von Eisenoxiden oder Manganverbindungen erhält Travertin seine charakteristische, rot-orange-bräunliche bis gräuliche Färbung. Je nach Temperatur der Quelle und Formation der Umgebung können bei der Ausfällung dabei entweder feste, mehr oder weniger poröse Gesteine oder die auffälligen, spaghettiartigen Steinstrukturen entstehen. Selten enthalten diese Strukturen im Inneren auch noch weitere Einschlüsse von Calcit-Kristallen, welche im Sonnenlicht besonders schön glitzern.
Spaghettisteine aus Travertin bilden daher den eigentlichen, aus dem Handel bekannten Spaghettistein, wie er etwa auch für mexikanische Fettkräuter (Pinguicula spec.) verwendet wird. Hin und wieder wird Travertin auch als Kalktuff bezeichnet.

travertin-terrassen
Abbildung: Natürliche Travertin-Terrassen (vermutlich Mammoth Hot Springs, Yellowstone National Park, USA) – je nach Mineraleinschlüssen kann die Farbe zwischen weiß oder grau und rot-braun-orange variieren.

Faxe-Kalk – Fossiler Spaghettistein

Mit sogenanntem Faxe-Kalk existiert eine weitere Art von Spaghettistein, die optisch zwar teilweise sehr ähnliche Strukturen aufweist, sich in der Entstehung und im Aufbau aber grundlegend von Spaghettisteinen aus Travertin unterscheiden. Das hat den Hintergrund, dass Faxe-Kalk nicht durch Ausfällung entsteht, sondern im Grunde eine fossile, also (kalkreich) versteinerte Ansammlung an Resten von Korallen und Seelilien bildet. Bei Faxe-Kalk handelt es sich daher im Grunde um echte Fossilien! Wie bei Travertin entsteht die charakteristische Färbung durch den Einschluss verschiedener Verbindungen aus Eisenoxid oder Mangan. Äußerlich ist er zunächst meist jedoch von deutlich weicherem und hellerem (weißem) Kreidekalk umgeben. Wird dieser durch Verwitterung ausgewaschen, bleiben die typischen spaghettiartigen Strukturen zurück. Diese Strukturen gehen bei Faxe-Kalk meist auf die Überreste der Korallenart Dendrophyllia candelabrum zurück. Teilweise enthält Faxe-Kalk auch zahlreiche fossile Bruchstücke der Organismen aus denen sie entstanden sind. Solche Gesteine werden dann zumeist auch als Crinoidenkalk bezeichnet und sind durch die zahlreichen interessanten Formen optisch besonders hochwertig. Dies verleiht ihnen jedoch meist den Wert von geologischen Sammlerstücken, weshalb Spaghettistein aus Faxe-Kalk nur selten im Handel zu finden ist – meist bei spezialisierten Gesteins-, Fossilien- oder Mineralienhändlern. Echter Faxe-Kalk stammt übrigens lediglich aus der Region Faxe bei im südöstlichen Sjælland in Dänemark – daher auch sein ungewöhnlicher Name.

crinoidenkalk
Abbildung: Sogenannter Crinoidenkalk enthält zahlreiche Fossile Spuren.

Weitere Spaghettisteine

Selten findet man im Handel weitere als Spaghettistein bezeichnete Gesteinsarten. Hierbei handelt es sich dann um zahlreiche andere Gesteine mit poröser und oft löchriger Struktur, aber weder um Travertin, noch um Faxe-Kalk. Da es sich bei Spaghettistein weder um einen offiziellen geologischen Begriff, noch um eine geschützte Bezeichnung handelt, wird das Wort Spaghettstein oft als Sammelbegriff für allerlei ungewöhnliche, poröse und löchrige Gesteinsarten verwendet. Auf der Suche nach dem „echten“ Spaghettistein, sollte man sich daher immer auf die Suche nach Travertin begeben.

sammelbegriff spaghettistein
Abbildung: Teilweise gilt Spaghettistein als Sammelbegriff für Gesteine mit ungewöhnlich poröser, teils löchriger Struktur.

Mehr Informationen:
  • https://strand-und-steine.de/gesteine/sedimentgesteine/kalkstein/kalkstein.htm
  • https://www.natursteinbrueche.de/natursteinlexikon/travertin/
  • https://www.chemieunterricht.de/dc2/tip/01_08.htm
  • https://www.carniflor.de/pinguicula-auf-steinen/

 

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