Fettkräuter – Mexikanische Pinguicula auf Steine pflanzen
Mexikanische Fettkräuter (Pinguicula spec.) begeistern nicht nur durch ihre Vielzahl an Farben und Formen, sondern bieten auch einige verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten. Neben der einfachen Topfhaltung in torfhaltigen oder torffreien Substraten, lassen sich mexikanische Pinguicula wunderbar auf Steine (z.B. Spaghetti-Steine oder Lava-Steine) pflanzen. Was es dabei zu beachten beachten gibt und welche Steine und Arten sich für ein solches Projekt besonders eignen, erklären wir dir in diesem Beitrag. Alternativ empfehlen wir an dieser Stelle auch gerne unseren spezifischen Beitrag mit detaillierten Einblicken zu unseren Erfahrungen hinsichtlich verschiedener Substrate für Fettkräuter.
1.) Materialien – Welcher Stein eignet sich?
Zunächst einmal benötigt ihr einen passenden Stein für die Bepflanzung. Durch die hohe Kalktoleranz der meisten mexikanischen Pinguicula eignen sich Travertin („Spaghetti-Stein“) und andere Kalksteine ebenso gut wie vulkanische Lava-Steine oder eventuell gar Bims. Bei der Auswahl des Steins sollte auf eine möglichst poröse Oberfläche geachtet werden, da es sich bei Fettkräutern um ausgesprochene Flachwurzler handelt, die nur wenige (sehr feine) Wurzeln ausbilden. Die Form des Steins bestimmt nicht nur die grundlegende Optik, sondern hat auch einen direkten Einfluss auf den späteren Anwuchserfolg. Mit zunehmender Höhe des Steins, sinkt die Wirkung von Kapillarkräften zur oberen Spitze hin deutlich ab, was sich besonders oft besonders bemerkbar macht, wenn man die Steine in abgeschlossenen Gefäßen – mitunter sogar mit leichtem Anstau im Sommer – hält. Oftmals vertrocknen die an der Spitze gesetzten Pflanzen, noch bevor sie überhaupt richtig angewachsen sind oder verkümmern zu Miniaturpflanzen mit nur wenigen Millimetern Durchmesser. Diese scheinen zwar aus eigenen Erfahrungen hinaus überlebensfähig zu sein, entsprechen jedoch oft nicht mehr dem eigentlichen optischem Zweck. Der Stein sollte also ein ausgeglichenes Verhältnis von Höhe zu Breite aufweisen.
Als nächstes sollte ein passendes Gefäß, entsprechend der Größe des Steins, ausgewählt werden. Dieses kann sowohl nach unten hin abgeschlossen sein, um einen Wasseranstau zu vermeiden, als auch geöffnet sein und mit einem passenden Untersetzer kombiniert werden. Wichtig ist nur, dass das Gefäß eine ausreichende Höhe aufweist, um den Stein darin mit etwas Substrat zu stabilisieren. Als Substrat eignen sich normaler Torf, Karnivoren-Standard-Substrat, mineralische Substrate oder gar 1:1 mit Torf vermischte Kakteenerde. Sand und Kies können ergänzend oder in Mischung mit den anderen genannten Substraten genutzt werden. Ebenfalls möglich sind etwas tonhaltigere Substrate.
Zur Bepflanzung eignen sich die meisten mexikanischen Fettkräuter. Vor der Pflanzung sollte allerdings die Art der Winterruhe, bzw. des Hibernakulums recherchiert werden, da dieses sich mitunter teils etwas tiefer in das Substrat zurückziehen möchte. Arten, die ein eher zwiebelartiges Hibernakulum bilden, wären für eine lithophytische Bepflanzung eher ungeeignet, da sich die längerfristige Haltung in Kultur eher etwas schwieriger erweist. Durch die ausgesprochene Kalkverträglichkeit der meisten Arten kann die Bewässerung auch gedankenlos mit normalem Leitungswasser erfolgen.
2.) Vorbereitungen – Waschen des Steins, Stabilisierung
Bevor mit der Bepflanzung begonnen werden kann, muss der verwendete Stein zunächst ausgewaschen werden, um die enthaltende Luft zu entfernen, ihn von potentiell anhaftenden Stäuben und Schadstoffen zu befreien und eine ausreichende Wasserbenetzung zu gewährleisten. Der Stein sollte in einem passenden Gefäß vollständig mit Wasser bedeckt sein, einige Male gewendet werden und anschließend so lange unter Wasser verweilen, bis keine Luftblasen mehr zur Oberfläche hin aufsteigen. Das im Gefäß befindliche Wasser kann sich durch diesen Vorgang je nach verwendetem Material und gelieferter Qualität mitunter teils stark verfärben und sollte nach der Entnahme des Steines vorsichtig entsorgt werden, um Verfärbungen und Schlackflecken zu vermeiden!
Anschließend erfolgt die Platzierung und Stabilisierung im Gefäß. Verwendet man hierfür Substrat, so kann der Stein ruhig einige Zentimeter oder gar bis auf den Gefäßgrund hinab gesetzt werden umd bis zum Gefäßrand mit Substrat befüllt werden. Alternativ kann man auch kleinere Steine oder Bruchstücke verwenden. Substrat weist allerdings den Vorteil einer deutlich besseren Wasserspeicherkapazität auf und sorgt in Folge dessen erfahrungsgemäß für eine ausgeglichenere Bewässerung. Bevor die Bepflanzung beginnt, sollte das Gefäß mitsamt des Steines nun noch einmal gründlich gewässert werden. Die Substratdecke kann im letzten Schritt der Vorbereitungen mit Sand und/oder Kies abgedeckt, oder zur späteren Bepflanzung mit Rest-Pflanzen freigelassen werden.
3.) Bepflanzung
Nachdem der Stein in seinem Gefäß platziert und stabilisiert wurde, kann mit der Bepflanzung begonnen werden. Deiner Kreativität sind nun nur wenige Grenzen gesetzt. Pinguicula-Arten wie P. jaumavensis (P. esseriana), P. ehlersiae, P. gypsicola, P. moctezumae, P. cyclosecta, P. agnata und verschiedene Hybriden (beispielsweise P. gypsicola x P. moctezumae) eignen sich hervorragend für die Bepflanzung auf Steinen. Weniger eignen sich P. acuminata, P. heterophylla oder P. medusina und weitere zwiebelbildende Arten. Viele passende Arten findest du auch bei uns im Shop! Die Kombination von langblättrigen und rosettig wachsenden Arten schafft besonders schöne Akzente. Doch auch über die Farbe lassen sich schöne Bilder erzeugen. Während P. jaumavensis eher grünlich bis silbrig erscheint, kann Pinguicula ehlersiae unter ausreichender Belichtung beispielsweise stark rötlich erscheinen. Beide der genannten Arten sind rosettig wachsend. Als Ergänzung würde sich beispielweise Pinguicula gypsicola mit ihren langen, schmalen Fangblättern anbieten. Im folgenden Verlauf dieses Beitrages haben wir euch noch einmal eine Liste mit verschiedenen bevorzugten Wuchsorten einiger ausgewählter Pinguicula-Arten zusammengestellt, die euch dabei helfen soll, die passende Pflanze für euer Projekt auszuwählen.
Da die Kapillarkräfte – wie bereits etwas weiter oben besprochen – zum oberen Ende des Steines abnehmen, sollte mit der Bepflanzung möglichst am unteren Ende begonnen werden. Zunächst wird die Pflanze aus ihren Topf entfernt und anschließend vorsichtig aber bestimmt in einem passenden Hohlraum (leicht) angedrückt. Dies kann sowohl wurzelnackt geschehen, als auch mit kleineren, marginalen (!) Substratresten im Wurzelraum. Eine Pinzette kann hierbei hilfreich sein. Weist der Stein an der gewünschten Stelle keine passenden Hohlräume auf, kann mitunter mit einem Meißel nachgeholfen werden. Hierbei sollte aber unbedingt auf die Beschaffenheit und Porösität des Materials geachtet werden, um möglichen Bruch zu vermeiden. Zu flache Steine sollten aber nicht verwendet werden, da diese meist eine sehr geringe Wasserspeicherfähigkeit aufweisen und sich die Pflanzen auf dieser Oberflächenstruktur nicht etablieren können. Doch auch auf poröseren Steinen sollte mit stets mit einer geringeren Anwuchsrate als bei der Topfkultur gerechnet werden! Daher empfiehlt es sich zu Beginn erst einmal ein paar mehr Pflanzen zu setzen.
Pinguicula-Art | Hauptwuchsort | ebenfalls | seltener |
moranensis | Kalkstein | Moospolster | Baumstämme |
potosiensis | Kalkstein | Moospolster | Baumstämme |
acuminata | lehmiges Substrat | ||
calderoniae | Kalkstein | Moospolster | |
colimensis | Kalkstein (Gips) | ||
conzatii | Kalkstein | Moospolster | |
crassifolia | Vulkangestein | Moospolster | dünne Humusschichten |
cyclosecta | Kalkstein | ||
debbertiana | Kalkstein (Gips) | ||
elizabethiae | Kalkstein | Ton/Silikat | |
ehlersiae | Kalkstein (Gips) | ||
esseriana | Kalkstein | Moospolster | |
emarginata | Sandstein | ||
gracilis | Kalkstein | ||
gypsicola | Kalkstein (Gips) | ||
hemiepiphytica | Kalkstein | Baumstämme | Moospolster |
ibbarae | Ton/Silikat | dünne Humusschichten | |
kondoi | Kalkstein | Moospolster | |
heterophylla | Sand/Lehm | dünne Humusschichten | |
agnata | Kalkstein | ||
immaculata | Gipsböden | ||
kondoi | Kalkfelsen | Moospolster | |
laueana | Kalkfelsen | Moospolster | |
laxifolia | Kalkfelsen | Moospolster | |
macrophylla | Vulkangestein | ||
martinezii | Kalkfelsen | Moospolster | kalkhaltiger Humus |
mirandae | Kalkfelsen | ||
moctezumae | Kalkfelsen | ||
oblongiloba | lehmiges Substrat | ||
orchioides | lehmiges Substrat | sandiger Lehm | |
parvifolia | kiesiger Granit | sandiger Lehm | Moospolster |
rectifolia | Kalkstein (Gips) | ||
rotundiflora | Kalkstein (Gips) | ||
zecheri | Kalkstein | Moospolster | |
albida | sandiger Humus | ||
antarctia | Moospolster | Waldboden | Felsen |
caerulea | sandiger Humus | ||
australandina | Humus | ||
crystallina | Serpentingestein | dünne Humusschichten | |
hirtiflora | Serpentingestein | dünne Humusschichten | |
filifolia | sandiger Humus | ||
gigantea | Kalkfelsen |
Tabelle 1: Bevorzugtes Habitat verschiedener Pinguicula-Arten. Zusammengestellt mit Informationen von www.gluch.info
4.) Fertigstellung, Resultat
Abschließend wird der Stein noch einmal kräftig gewässert, um einen bestmöglichen Substratschluss zu gewährleisten. Bei der ersten Wässerung kann dies noch problemlos (aber vorsichtig!) mit Hilfe einer normalen Gießkanne geschehen. Anschließend wird der Stein an seinen bestimmten Standort verbracht. Für die weitere Kultur eignet sich ein ausreichend heller, aber absonniger Standort ohne direkte Mittags-Hitze. Ab nun sollte der Stein nur noch mit einem Drucksprüher befeuchtet werden. Hierbei ist unbedingt darauf zu achten, dass alle Seiten des Steins ausreichend mit Wasser benetzt werden. Zwischen den Wassergaben sollte der Stein regelmäßig ab-, jedoch nicht völlig austrocknen! Im Winter kann die Bewässerung je nach Temperatur völlig zurückgefahren werden. Wurden Arten gewählt, die eine Winterruhe einlegen und während dieser Periode entsprechend kühlere Temperaturen (5-10°C) benötigen, kann die Wassergabe in den Herbstmonaten langsam zurückgefahren werden und bis hin zum nächsten Frühling nahezu gänzlich eingestellt werden. Die Pflanzen sollten während dieser Zeit jedoch trotzdem regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf eventuell geringfügig gewässert werden. Ein Daueranstau ist lediglich in den Sommermonaten bei ausreichend guter Luftumwälzung (im Gewächshaus oder im Freiland) zu empfehlen.
Manchmal kommt es (vor allem an trockeneren Stellen) vor, dass die Pflanzen es auf Grund der Beschaffenheit des Untergrunds nicht schaffen ihre verdorrten Blätter abzuwerfen. Infolgedessen entwurzeln sich die Pflanzen oft selbst und vertrocknen letztendlich. Alte, vertrocknete Blätter sollten demnach regelmäßig entfernt werden, sobald sie überhand zu nehmen scheinen. Denke jedoch bei der Neuanlage oder Ergänzung stets daran, dass sich nicht immer alle Pflanzen etablieren werden! Weitere Pflegemaßnahmen sind nicht nötig. Mit einem Pinguicula-Stein hast du dir ein pflegeleichtes Pflanzen-Arrangement geschaffen, das auf jeden Fall einen Hingucker bietet und viele Jahre der Freude garantiert.
Wenn du auf organische Substrate für den Untergrund, die Pflanzung und die Stabilisierung verzichtet hast, dann musst du auch nicht mit einem lästigen Befall an Trauermücken rechnen, die jedem Pflanzenliebhabern regelmäßig die Nerven rauben! Wenn du allerdings bereits durch die Topfkultur mit Trauermücken zu kämpfen hast, dann empfehlen wir dir unseren Beitrag zu den Möglichkeiten der (biologischen) Bekämpfung von Trauermücken.