Pinguicula – Krankheiten und Schädlinge

Wie bei den meisten Karnivoren ist ein Befall von Schädlingen auch bei Fettkräutern (Pinguicula) meist ein Hinweis auf unpassende Kulturbedingungen. Doch auch der beste Gärtner wird hin und wieder mit der Thematik der Schädlingsbekämpfung konfrontiert werden. Die gute Nachricht vorweg: Pinguicula sind äußert robuste Pflanzen, die von nur wenigen Schädlingen befallen werden. Allerdings führen einige von Ihnen bei Auftreten meist unverweigerlich zum Absterben der Pflanzen! In diesem Beitrag wollen wir daher die häufigsten Schaderreger an Fettkräutern und entsprechende Handlungsmöglichkeiten besprechen.

Blattläuse

Der Befall von Blattläusen ist in aller Regel ein eindeutiges Indiz für zu schwache Lichtbedingungen. Befallsherde befinden sich meist in Neuzugängen aus Baumärkten und Gartencentern, in denen die Pflanzen nicht ganz fachgerecht gepflegt wurden. In der Regel lassen sich Blattläuse mit biologischen Mitteln auf Öl- oder Kalibasis gut bekämpfen. Hilft dies nicht, sollte man chemische Mittel heranziehen. Tritt ein Befall von Blattläusen häufiger auf, sollten die Lichtbedingungen überprüft und gegebenenfalls optimiert werden.

Grafik: Aufbau der Blattlaus.



Wollläuse

Das Auftreten von Wollläusen spricht ebenfalls für unpassende Licht- oder Substratverhältnisse. Ein Befall kommt zwar nur relativ selten vor, ist jedoch durchaus möglich und äußert sich, neben dem Vorhandensein weißer, wolliger Tierchen in den Blattachseln, bei fortschreitendem Befall vor allem durch Deformationen an den Blättern. Da diese leider irreparabel sind, sollte bei einem Befall möglichst zügig gehandelt werden. Wollläuse zählen zu den hartnäckigeren Schädlingen und sollten daher direkt mit chemischen Mitteln bekämpft werden. Am sichersten ist es, befallene Pflanzen vom Rest der Sammlung zu separieren, um eine weitere Ausbreitung möglichst zu unterbinden.

Wurzelläuse

Zu den seltensten Schädlingen bei der Kultur von Fettkräutern zählen sogenannte Wurzelläuse. Da diese sich lediglich unterirdisch im Substrat aufhalten, ist eine Feststellung des Befalls oftmals erst nach Erscheinen der ersten Schäden möglich. Weiße, flaumige Strukturen (ähnlich zerbrochenem Perlite) im Wurzelbereich deuten auf einen Befall von Wurzelläusen hin. Da es sich hierbei um äußerst hartnäckige Schädlinge handelt, gestaltet sich eine Behandlung sehr langwierig und verbleibt ferner oftmals eher ohne Erfolg. Einige Stämme zählen zudem zu sogenannten Unions-Quarantäneschädlingen, welche dem zuständigen Pflanzenschutzamt gemeldet werden sollten.

Wiesenschnake

Bei der Kultur im Gewächshaus oder im Freiland ist darüber hinaus auch ein Befall mit den Larven der Wiesenschnake möglich. Nach der Paarung legen die Weibchen die Eier bevorzugt in die lockeren, mineralischen Substrate ab, woraufhin sich äußerst fraßhungrige Larven entwickeln, die selbst größere Pflanzen recht schnell zum Absterben bringen können! Ein Befall ist lediglich mit speziellen Nematoden möglich. Ein Nachteil in dieser Methode besteht in der Tatsache, dass das Vorhandensein der Larven im Substrat bekannt sein muss. Da die Pflanzen bei Befall jedoch recht schnell absterben, ist eine derartige Bekämpfung eher bei regelmäßigem Auftreten präventiv über das Gießwasser sinnvoll. Bei Kultur in der Wohnung tritt ein derartiger Befall in der Regel kaum auf.

schadbild-wiesenschnakeGrafik: Die Larve der Wiesenschnake kann die Pflanzen relativ schnell zum Absterben bringen.



Herzfäule

Die sogenannte Herzfäule gilt nicht nur als eine der häufigsten und umstrittensten Krankheiten von Fettkräutern, sondern führt bereits bei den ersten Anzeichen in den allermeisten Fällen direkt zum unverweigerlichen Tod der Pflanze. Betroffene Pflanzen beginnen an den Blattansätzen, im Zentrum (Herz) der Pflanze an zu gammeln und weisen dabei meist eine bräunliche Färbung auf. Es ist bis heute nicht ganz eindeutig geklärt, welche Ursache für dieses Phänomen in Betracht kommt. Einige Züchter vermuten Pilze wie Fusarium oder Pythium als Ursache. Andere Züchter vermuten eine Kombination aus ebengenannten Pilzen und phytopathogenen Nematoden. Fakt ist, auch diese Krankheit bricht bei unpassenden Kulturbedingungen aus. In aller Regel handelt es sich hierbei um eine Kombination aus Überwässerung und daraus resultierender Unterbelüftung des Substrates. Einzelne Pflanzen sollten vor der Bewässerung immer genau begutachtet und der Wasserbedarf genaustens evaluiert werden. Im zweifelsfall gilt es, lieber weniger und dafür öfter zu wässern, als seine Pflanzen einem möglichen Befallsrisiko auszusetzen.

herzfäule an pinguicula Grafik: Herzfäule in Folge übermäßiger Bewässerung.



Grauschimmel

Ein Befall an Grauschimmel deutet in aller Regel auf einen Schock nach einem drastischen Wechsel der Kulturbedingungen hin. Bei der Kultur im Gewächshaus tritt Grauschimmel oft auch bei zu hoher Luftfeuchtigkeit auf. Eine Bekämpfung ist sehr schwierig und meist nur mit einem Anpassen der Kulturbedingungen möglich. Zwar existieren spezifisch zugelassene Fungizide, deren Erfolg ist jedoch relativ und von einer frühen Behandlung abhängig. Separieren der Pflanzen und Verringern der Luftfeuchtigkeit durch Erhöhung der Lüftungs- und/oder Ventilationszeiten ist zur weiteren Ausbreitung unabdingbar.

Trauermücken

Bei der Kultur in organischen Substraten oder Substraten mit hohen organischen Anteilen ist die Trauermücke (Sciaridae spec.) oft ein lästiger Begleiter. Es ist ein weit verbreiteter Mythos zu glauben, dass Fettkräuter (Pinguicula) zur Trauermückenbekämpfung eingesetzt werden können. Zwar werden die lästigen Schädlinge sehr gerne und effektiv von den Pflanzen gefangen und verwertet, allerdings helfen sie nicht gegen die eigentlichen Übeltäter – die Larven der Trauermücken, die sich in organischen Substraten durch die wenigen vorhandenen Wurzeln fressen und die Pflanzen somit stark schädigen!

Die beste Vorbeugung gegen Trauermücken bilden anorganische Substrate. Bei der Kultur von Pinguicula sollten sie daher bei passenden Substraten eher selten auftreten, beziehungsweise. unter der Schadschwelle bleiben. Befallene Pflanzen sollten mit üblichen Mitteln auf Öl- oder Kalibasis behandelt und die Kulturbedingungen entsprechend optimiert werden. Bei organischen Substraten stellt der Einsatz von speziellen Nematoden (Steinernema feltiae) die beste Bekämpfungsmethode dar. Wer mehr über die Bekämpfung von Trauermücken wissen möchte, empfehlen wir unseren Beitrag zur Bekämpfung von Trauermücken.



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