Das Teufelsmoor – Naturwunder in Deutschland

Das Teufelsmoor – Naturwunder in Deutschland

Weite Wanderungen im Flachland, entschleunigende Fahrten im alten Moorkahn oder eine Kanutour durch die einzigartige Landschaft eines Hochmoores – das etwa 500km² große Teufelsmoor nordöstlich von Bremen bietet eine Vielzahl potentieller Abenteuer für Sport- und Naturbegeisterte zugleich.

Teufelsmoor
Grafik: Ein Naturwunder der anderen Art – das Teufelsmoor bei Bremen

Geschichte und Entstehung

Bereits seit tausenden von Jahren begeistern die Moore den Menschen. Zudem bieten sie eine einzigartige, fragile Heimat für eine Vielzahl an seltenen Tier- und Pflanzenarten. Der karge, nährstoffarme und stark saure Moorboden musste zunächst entwässert und für den menschlichen Gebrauch aufgewertet werden, bevor er später als Kulturland nutzbar wurde. In vielen Regionen wurden die Torfvorkommen nach der Entwässerung jedoch auch direkt abgebaut, um sie zunächst als Heizmaterial oder später als Substratausgangsstoff bei der Kultur von Pflanzen zu nutzen. Im Teufelsmoor ist die erste Besiedlung für das 18. Jahrhundert belegt. Bei archäologischen Grabungen wurden zudem noch mehrere Überreste von Wegen gefunden, deren Alter auf etwa 400-600 Jahren datiert werden konnte.

Im Verlauf der Trockenlegung siedelten sich auch verschiedene Künstler in der Region an, welche die Einzigartigkeit der Natur und den Kontrast zum rauen Leben der Torfstecher zu schätzen wussten. Etwas später entwickelte sich die Glasindustrie in der Region.
Die intensive Formung der Landschaft, insbesondere die großflächige Trockenlegung des Landes haben dazu geführt, dass sich die klimatischen Bedingungen der Region bis heute deutlich veränderten. Zwar werden Teile des Moores noch immer für den Torfabbau genutzt, allerdings ist das Heizen mit Torf in Deutschland mittlerweile verboten. Auch der Rohstoff Torf soll bei der Produktion von Substraten für den Hobbybereich in den nächsten Jahren sukzessiv vom Markt verschwinden und viele Moore wieder vernässt werden. Denn letztendlich beherbergen Moore nicht nur seltene Tier- und Pflanzenarten, sondern binden auch enorme Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO2).

gestochener, gestapelter Torf
Abbildung: Viele Moore wurden durch den Abbau – das „Stechen“ – von Torf unwiederbringlich zerstört.

Saisonale Höhepunkte

Im Verlaufe des Jahres ergeben sich im Teufelsmoor verschiedene Highlights, die allesamt einen Ausflug wert sind. Mit Anfang des Frühlings beginnen Frost und Tau zu weichen, wodurch sich ein besonders feuchtes Milieu ergibt. Torfmoose erscheinen zu dieser Zeit besonders „saftig“. Die ersten Wollgräser beginnen mit dem Austrieb und beeindrucken später mit ihren zahlreichen weißen, büschelartigen Blüten. Ganz in der Nähe locken die Rufe des Moorfrosches. Der Frühling bietet daher die beste Jahreszeit um verschiedene Vögel und Amphibien zu fotografieren.

Mit Beginn des Sommers ziehen sich die Amphibien wieder etwas zurück und machen Platz für atemberaubende Rad- oder Kanutouren und Wanderungen durch die idyllische Natur. Nun sind es vor allem die Libellen, die über die strukturierten Wasserflächen tanzen und die Wege zahlreicher Abenteurer kreuzen. Der Sommer stellt also ideale Bedingungen für zahlreiche sportliche Aktivitäten.

wollgras eriophorum spec.
Abbildung: Das scheidenblättrige Wollgras (Eriophorum vaginatum) begeistert im Frühjahr mit seinen zahlreichen weißen, büschelartigen Blüten.

Im Herbst wechselt diese Idylle zu einer nebligen, nassen, nahezu mystischen Stimmung. Die Farbe vieler Bäume, Moose und Heidekräuter wechselt zu gelb-goldenen, teils orange-roten Farben. Auf der Durchreise in ihre Winterquartiere suchen verschiedenste Vogelarten in den Strukturen des Moores Rast. Auf der Suche nach melancholischer und nahezu mystischer Stimmung, bietet das Teufelsmoor im Herbst ideale Voraussetzungen für ein etwas düsteres Setting. Ein guter Zeitpunkt für eine Reittour durch das Moor.
Da viele Wanderwege nun überflutet oder zumindest stark vernässt sind, ist in der kühleren Jahreszeit jedoch auch etwas Obacht geboten.

Die Aktivtäten während der Winterzeit beschränken sich daher meist auf kleinere Wanderungen und kurze Ausflüge. Die wenigen verbleibenden Wegstrecken sind zu dieser Jahreszeit darüber hinaus meist auch menschenleer, wodurch sich eine besonders naturnahe Atmosphäre ergibt. In besonders kalten, schneebedeckten Wintern wirkt das Teufelsmoor wie in einen frostigen Zauberhauch gehüllt und lädt damit zu kurzen, erholsamen Winterspaziergängen ein.

Teufelsmoor, Bremen
Abbildung: Das Teufelsmoor im Herbst

Seltene Tier- und Pflanzenarten

Die nährstoffarmen, sauren Bedingungen des Torfbodens haben zu einer Ansiedlung spezifizierter und damit seltener, zum Teil bedrohter Gattungen und Arten geführt. Neben „üblicheren“ Pflanzen wie dem Wollgras (Eriophorum spec.), der Moorbirke (Betula pubescens), der Sumpfeiche (Quercus palustris) oder dem Heidekraut (Calluna vulgaris), finden auch etwas ausgefallenere Pflanzen wie der rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) seine Heimat. Letzterer zählt zu den fleischfressenden Pflanzen und ernährt sich von gefangenen Insekten, die an seinen klebrigen Blattsekreten haften bleiben.

Neben zahlreichen Pflanzenarten bietet das Teufelsmoor auch eine Heimat für verschiedene seltene, geschützte oder bedrohte Tierarten wie Fledermäuse, Libellen, Tagfaltern, aber auch Feuersalamandern, Kreusottern, Molchen und verschiedenen Fischarten wie Hecht, Zander, Steinbeißer, Moderlieschen und Schlammpeitzger. Das Teufelsmoor gilt daher auch als potentieller Lebensraum für den Fischotter, verschiedene Reiher und den Seeadler. Auch für den Kranich hat das Teufelsmoor eine hohe Bedeutung, da er die vorhandenen Strukturen sowohl als Rast- als auch als Schlafplatz nutzt.

drosera rotundifolia
Abbildung: Der rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia)

Attraktionen, Aktivitäten & Übernachtung

Das Teufelsmoor lädt durch seine einzigartige Beschaffenheit zu zahlreichen sportlichen Aktivitäten ein. Kajak-Fahrten sind hier ebenso möglich wie Reittouren oder den eindrucksvollen Fahrten mit einer alten Moorbahn oder historischen Moorkähnen. Läufer und Radfahrer kommen im Teufelsmoor durch die zahlreichen verwunschenen Wege ebenso auf ihre Kosten. Golfbegeisterte finden in der unmittelbaren Region gleich mehrere bespielbare Golfplätze.

In unmittelbarer Nähe zum Teufelsmoor befindet sich die Museumsanlage Osterholz-Scharmbeck, welche aus insgesamt vier Museen besteht. Darunter ein Torfschiffmuseum, ein Heimatmuseum, ein Mitmachmuseum  und das Norddeutsche Vogelmuseum auf einem ehemaligen Klostergelände. Letzteres beherbergt auf über 800m² Ausstellungsfläche die größte Sammlung von Vogelpräparaten im Norden Deutschlands.
Die Museumsanlage Moorkate bietet historische Einblicke in das ehemalige Leben der Torfstecher und Torfbauern. Unter anderem kann man hier eine restaurierte Moorkate besichtigen. Führungen, begleitete Wanderungen und verschiedene Tagesprogramme runden das Angebot der Museumsanlage ab.
Kunstbegeisterte sollten sich einen Besuch in Worpswede nicht entgehen lassen, da sich hier verschiedene Ausstellungen, Ausstellungshäuser und Kunstgalerien entdecken lassen. Zum Teil finden auch Konzerte und Lesungen statt.

Fluss Wümme bei Bremen
Abbildung: Die gesamte Region bietet spannende Wasserwege für zahlreiche Aktivitäten (Wümme bei Bremen)

Die Organisation einer potentiellen Unterkunft ist in der Region des Teufelsmoors erstaunlich gut organisiert. Auf der Website des Kulturland Teufelsmoor findet sich etwa ein Gastgeberverzeichnis mit verschiedensten Übernachtungsangeboten. Die Gästeinformation Worpswede/Teufelsmoor unterstützt euch auch gerne telefonisch bei der Suche nach einer passenden Schlafmöglichkeit.
Mit dem „Land of Green“, dem Campingplatz Meyer, dem Campingplatz Hammehafen und dem Landgasthaus Dierks stehen zahlreiche Campingmöglichkeiten zur Verfügung.

Fazit

Ob Naturbegeisterung, Abenteuerlust oder Kunst und Kultur – das Teufelsmoor bei Bremen ermöglicht zahlreiche Aktivitäten oder Attraktionen und bietet mit seinen einzigartigen Strukturen nahezu mystische Naturerlebnisse. Die gesamte Region hat kulturell viel zu bieten und ist insgesamt auch sehr gut organisiert. Bei der Erkundung verschiedenster Naturwunder in Deutschland sollte man sich ein Besuch im Teufelsmoor daher auf keinen Fall entgehen lassen.

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