Karnivoren – Was tun wenn das Wasser knapp wird?

Gerade in den Sommermonaten kann es einem als Exoten-Liebhaber, sobald die Sammlung etwas wächst und neben den letzten Regenwasserreserven auch die Notvorräte an destilliertem Wasser zur Neige gegangen sind, erst einmal eiskalt den Rücken herunter laufen. Da es vermutlich für keinen passionierten Züchter in Frage kommt, solche Notzeiten von ungewisser Länge mit der Nutzung von Leitungswasser zu überbrücken, welches in den meisten Fällen für fleischfressende Pflanzen und andere empfindliche Exoten deutlich zu viele Nährstoffe und vor allem zu hohe Kalkanteile aufweist, wollen wir in diesem Artikel einige Möglichkeiten vorstellen, unabhängig von der Witterung für salzempfindliche Pflanzen geeignetes Gießwasser zu erhalten.


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1. Destilliertes Wasser kaufen

Für kleine Sammlung oder die Versorgung von Einzelexemplaren eignet sich handelsübliches destilliertes Wasser, welches in jedem Bau- und größeren Supermarkt (meist in der Haushaltswarenabteilung) angeboten wird.
Vorhandenes Wasser einfach abzukochen oder abstehen zu lassen bringt nicht den gewünschten Erfolg, da sich die im Wasser befindlichen Nährstoffe und Härtebildner durch den verdunstungsbedingten Wasserverlust bei diesen Methoden lediglich anreichern. Im Endeffekt erreicht man somit also lediglich eine Konzentrierung der „Schadstoffe“.
Zur Überprüfung der Leitfähigkeit des Wassers, welche Aufschluss über den Anteil im Wasser gelöster Salze (und somit auch Nährstoffe und Härtebildner) gibt, eignen sich handelsübliche EC-Meter (EC = electronic conductivity = Leitfähigkeit), aber auch TDS-Meter sind geeignet, allerdings geben diese den Anteil in der Lösung befindlicher Partikel in PPM (parts per million) an, nicht die Leitfähigkeit. Für welches der Messgeräte man sich entscheidet ist letztendlich jedem selbst überlassen. Beide Geräte liefern geeignete Messwerte zur Überprüfung der Wasserqualität von salzempfindlichen Pflanzen. Bei der Kultur von Karnivoren sollte der Wert der Leitfähigkeit längerfristig nicht über 50-70 µS/cm oder etwa 50-60 ppm liegen.



2. Umkehrosmoseanlagen – „Osmose-Wasser“

Wenn sich der Wasserbedarf auf Grund der Sammlungsgröße nicht mehr über den Zukauf von destilliertem Wasser decken lässt, kommen für haushaltsübliche bis mittelgroße Sammlungen vor allem sogenannte (Umkehr-)Osmoseanlagen in Frage. Bei diesen Anlagen wird das Wasser über einen Kaltwasseranschluss in die Anlage eingespeist und anschließend durch eine Membran gepresst, die sich im Wasser befindliche Verbindungen zurückhält und lediglich die Wassermoleküle passieren lässt. Je nach Modell sind der Membran noch verschiedene Filter, wie Vor- und Feinfilter, Aktivkohlefilter und Vollentsalzungspatronen vor- und nachgeschalten, um eine nahezu vollständige Entsalzung des Rohwassers zu ermöglichen (siehe Funktionsprinzip der Umkehrosmose (externer Link)).

Je nach Gebrauch, Wasserqualität und Bauteil wird von den meisten Herstellern empfohlen, die einzelnen Filterteile etwa jährlich bis alle zwei Jahre zu ersetzen.
Ein Nachteil von Osmoseanlagen ist die physikalisch bedingte Produktion von Abwasser, welches die gelösten Mineralien in konzentrierter Form enthält (Konzentrat). Für Karnivoren, Orchideen und andere salzempfindliche Pflanzen ist dieses Wasser keineswegs geeignet, kultiviert man jedoch auch salztolerante Pflanzen (zB. im Garten), kann auch dieses Wasser gesammelt und zur Bewässerung genutzt werden. Modellbedingt sind Reinstwasser (Permeat) zu Abwasserverhältnisse (RW:AW) von 1:2, 1:3 oder 1:4 üblich. Preisintensivere Anlagen der Spitzenklasse kommen, abhänig von Druck und Temperatur des Rohwassers, mittlerweile jedoch auch auf RW:AW-Verhältnisse von 1:1.

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Dennerle Osmose Professional 190 – 190 Liter pro Tag*
Osmotech Profi Line Osmoseanlage – 380 Liter pro Tag*
Aqua Medic Platinum Line Plus (24V) – 400 Liter pro Tag mit Druckerhöhungspumpe*
TDS&EC-Meter – Leitfähigkeitsmesser (vorkalibriert)*

Die meisten Anlagen sind mit einem 3/4 Schraubverschluss (Innengewinde) für die Kaltwasserleitung ausgestattet. Wer seine Anlage jedoch lieber an der Badewanne oder dem Wasserhahn betreiben möchte, kann einfacherweise auf einen 1/2 Innengewinde auf 3/4 Außengewinde Adapter zurückgreifen, um die Osmoseanlage mit der Wasserzuleitung zu koppeln. Bequemer ist es allerdings, der Kaltwasserleitung ein Zwischenstück mit Absperrhahn und passendem Ausgang für handelsübliche Zuleitungen von Osmoseanlagen zwischenzukoppeln. Somit kann die Anlage einfach und unkompliziert unter der Spüle, neben der Dusche oder über der Waschmaschine angebracht werden und der zeitraubende Auf- und Abbau entfällt.
Da die Membranen von Osmoseanlagen feucht gelagert werden sollen, gewährleistet ein dauerhafter Anschluss an die Wasserleitung unter Umständen sogar auch eine längere Nutzungsdauer.
Auf alle Fälle sollte beim Anschluss auf eine Kaltwasserzuleitung zurückgegriffen werden, da die Membranen der Anlagen bei höheren Wassertemperaturen einen deutlich schnelleren Verschleiß aufweisen und die Gefahr besteht, dass die Membrane darüber hinaus eventuell sogar zerstört wird.
Steht als Wasserquelle lediglich Brunnen- oder Teichwasser zur Verfügung ist es ratsam, Anlagen mit vorgeschaltenem (Grob- und) Feinfilter zu wählen.

 

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Adaptergewinde 1/2 innen (Wasserhahn) auf 3/4 außen*
Adaptergewinde 3/4 außen auf Gardena*
Absperrhahn 3/4 mit Anschluss für Osmoseanlagen*

3. Vollentsalzer und Mischbett-Vollentsalzer

Eine weitere Möglichkeit der Wasseraufbereitung bietet der Einsatz von Vollentsalzungspatronen. Diese sind in Form von regenerierbaren 2-Bett-Kartuschen, oder nicht-regenerierbaren Mischbettvollentsalzern erhätlich. In den jeweiligen Kartuschen befindet sich ein chemisch erzeugtes – stark saures und stark basisches Spezialharz, welches in der Lage ist, unter Wasserdruck (und wie bei Osmoseanlagen ohne weitere Stromzufuhr), im Wasser befindliche Teilchen nahezu vollständig zu binden und somit vollentsalztes Wasser von Laborqualität zu erzeugen.
Vollentsalzer sind auf Grund des hohen Regenerierungsaufwandes, da je nach Harzmenge der Anlagen mit größeren Mengen an Säuren und Basen gearbeitet werden muss, meist nur bei größeren Sammlern oder professionellen Züchtern verbreitet. Mischbettvollentsalzer sind auch oft bei hochklassigeren, preisintensiveren Osmoseanlagen verbaut, lassen sich jedoch nicht selbst regenerieren, da die Harze zuvor aufbereitet werden müssen. Allerdings lassen sich passende Harze bei nahezu allen Händlern der Geräte beziehen. Viele davon bieten auch eigene Regenerierungsservices für verbrauchte Harzkartuschen an. Auch bei Vollentsalzern empfiehlt sich der Einsatz eines EC- oder TDS-Meters, zur Überprüfung der Wasserqualität und Funktionsfähigkeit der Anlage, sofern diese bei größeren Geräten nicht bereits verbaut sind.



4. Regenwasser-Sammelsysteme

Wer längerfristig nachhaltiger ohne Abfall und Chemieaufwand auskommen möchte, wird nicht darum herum kommen ein Regenwasser-Sammelsystem anzulegen.
Neben einigen preisintensiveren Lösungen, bei denen großvolumige Tanks unterirdisch verlegt und an die Regenrinne des Hauses und/oder der Gewächshäuser angeschlossen werden, ist es bei rechtzeitiger Planung und angemessener Auslegung bereits durch die Verwendung und Verbindung simpler Regentonnen oder IBC-Container möglich, ausreichend große Wasserreserven relativ platzsparend anzulegen. Auf dem YouTube Kanal von Green-Jaws erfährst du detailliert, wie sich ein solches System clever und günstig anlegen lässt.

5. Fazit

Wie wir sehen erweist sich auch die Produktion von geeignetem Gießwasser mit etwas Organisation und Produkt-Recherche nicht als besonders schwierig.
Sind die Systeme einmal aufgebaut und eingerichtet, ist die Wasserproduktion lediglich eine Zeitfrage. Fällt bei der Nutzung von Osmoseanlagen Abwasser an, kann dies für die Bewässerung salztoleranter Pflanzen (beispielsweise im Garten) genutzt werden und muss nicht zwangsläufig verworfen werden.


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Empfehlung: Mehr über die Bewässerung sowie die Vor- und Nachteile der Anstaubewässerung von fleischfressenden Pflanzen erfährst du in unserem Beitrag zum Thema: Anstaubewässerung – Karnivoren fachgerecht bewässern.




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