Schlauchpflanzen – Sarracenia spec. pflegen
Wer sich genauer mit fleischfressenden Pflanzen beschäftigt wird schnell feststellen, dass die Schlauchpflanzen (Sarracenia spec.) den wohl effektivsten Fallentypen unter den Karnivoren besitzen. Denn am Ende eines jeden Sommers sind die in Farbe und Form recht mannigfaltig erscheinenden Schlauchfallen meist nahezu randvoll gefüllt. Während einige Arten hervorragend ganzjährig im Moorbeet oder Moorkübel im Freiland gehalten werden können, entwickelt sich die volle Pracht bei anderen Arten erst bei der Kultur im Gewächshaus. In diesem Beitrag wollen wir dir daher einen umfassenden Überblick darüber vermitteln, welche Arten und Unterarten unter den Schlauchpflanzen existieren, von welchen Orten diese ursprünglich stammen und wie man Schlauchpflanzen am besten pflegt. Darüber hinaus wollen wir natürlich auch das Beutespektrum einmal genauer unter die Lupe nehmen und dabei die Frage klären, warum den Schlauchpflanzen lediglich Wespen und keine Bienen und Hummeln zum Opfer fallen.
Herkunft, Überwinterung, Rückschnitt
Es existieren acht anerkannte Arten der Schlauchpflanzen, die allesamt lediglich in Amerika – genauer in den östlichen USA und Kanada – vorkommen. Je nach Verbreitungsgebiet sind die jeweiligen Arten und Unterarten als mehr oder weniger frosthart anzusehen. Einige Arten gedeihen in unseren Breitengraden daher besser in der Gewächshauskultur als im Freiland. Darauf möchten wir aber in einem separaten Abschnitt noch einmal genauer eingehen. Betrachtet man das Verbreitungsgebiet der Gattung Sarracenia einmal genauer, stellt man schnell fest, dass sich die Vorkommen hauptsächlich auf Gebiete nahe der Golfküste und des atlantischen Ozeans sowie Kanada beschränken. Der Hintergrund liegt hierbei vor allem in den gehäuften Vorkommen dauerfeuchter, mooriger Feuchtwiesen, auf denen die Pflanzen oft in großen Gruppen gedeihen. Durch besonders hohe Sonneneinstrahlung erreichen viele Pflanzen mit entsprechender Genetik während der Vegetationsphase oft besonders intensive Ausfärbungen. Während dieser Zeit speichern die Pflanzen auch wertvolle Energie in ihren kriechenden Rhizomen, aus denen während der Vegetationszeit die markanten Schlauchblätter entspringen. Da die Bedingungen in diesen Gebieten während der Wintermonate recht kühl und frostig sind, legen Schlauchpflanzen in den Wintermonaten eine Ruhephase ein, in der die Pflanzen das Wachstum einstellen und lediglich mit der in den Rhizomen gespeicherten Energie überdauern. Einige Arten wie Sarracenia flava oder Sarracenia oreophila bilden während dieser Zeit behilfsweise auch sogenannte Phillodien aus, die lediglich der Photosynthese dienen und keine karnivore Funktion erfüllen. Die meisten Schlauchpflanzen sind daher auch in unseren Breitengraden ausgesprochen winterhart und können problemlos im Freien überwintert werden. Man sollte dabei allerdings beachten, dass die Gefäße auch bei Frost gleichmäßig mit Wasser versorgt sind, da die Pflanzen bei Freilandkultur oftmals eher an Gefrierbrand versterben, als an der Kälte an sich. Das Wachstum der Schlauchblätter wird während dieser Zeit vollständig eingestellt. Mit der Zeit verbräunen und vertrocknen die Schläuche und sind dann nicht mehr photosynthetisch aktiv. Der Rückschnitt erfolgt bestenfalls im Frühjahr – circa im Februar – vor dem neuen Austrieb. Die vertrockneten Schläuche können den Rhizomen über die Winterzeit nämlich hervorragend als zusätzlichen Frostschutz dienen. Im Spätsommer ist es jedoch problemlos möglich, bereits zu stark gefüllte und verbräunte Schläuche auszuschneiden, um ein besseres Wuchsbild zu erzielen und etwas mehr Licht an die einzelnen Schlauchblätter gelangen zu lassen.
Blasse Schlauchpflanze (Sarracenia alata) – Golfküste der USA – Texas, Louisiana, Mississippi, Alabama
Gelbe Schlauchpflanze (Sarracenia flava)** – Südosten Virginias (dort nahezu ausgestorben) über North- und South Carolina, Georgia, westliches Florida bis südöstliches Alabama
Weiße Schlauchpflanze (Sarracenia leucophylla) – südwestliches Georgia, nordwestliches Florida (Florida Panhandle), südliches Alabama, Südosten Mississippis
Kleine Schlauchpflanze (Sarracenia minor) – Küstengebiete – Florida, Georgia, South Carolina, südliches North Carolina
Grüne Schlauchpflanze (Sarracenia oreophila)* – Nordosten Alabamas, North Carolina
Papageien-Schlauchpflanze (Sarracenia psittacina) – Südostküste der USA – südöstliches Georgia, nordwestliches Florida (Florida Panhandle), südöstliches Louisiana
Rote Schlauchpflanze (Sarracenia purpurea) – New Jersey, Nordosten Floridas
Braunrote Schlauchpflanze (Sarracenia rubra) – Verbreitungsgebiet gilt als stark disjunkt (zerstückelt) – Süden North Carolinas, South Carolina, nördliches Georgia; Die Unterart Sarracenia rubra subsp. wherryi kommt vom Südosten Georgias über Alabama bis in das nordwestliche Florida und vereinzelt auch in Mississippi vor.
* = Cites Anhang I
** = Cites Anhang II
Arten, Unterarten und Variationen – Welche Arten eignen sich für das Moorbeet?
Von den einzelnen Arten existieren teilweise zahlreiche Unterarten und Variationen, die sich durch bestimmte Merkmale mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden und deren genaue Bestimmung unter Botanikern oftmals Diskussionen um Neubestimmungen und Neuzuordnungen auslösen. Die Art Sarracenia rubra etwa, ist besonders Reich an Subspecies, welche noch heute oftmals heiß diskutiert werden. Auch hinsichtlich der Winterhärte können sich verschiedene Arten und Unterarten auf Grund ihrer verstreuten Vorkommen unterscheiden. Die wohl winterhärteste Art, die auch in keinem Moorbeet fehlen sollte, bildet S. purpurea. Die Subspecies S. purpurea subsp. „Venosa“ gilt allerdings als weniger winterhart, da am natürlichen Verbreitungsgebiet zu Urzeiten keine Gletscher vorkamen und die Pflanzen dort eher eisfrei wuchsen. Darüber hinaus weist auch S. minor – die vorwiegend an Küstengebieten vorkommt und daher oft etwas raueren Bedingungen ausgesetzt ist – eine ausgesprochen starke Winterhärte auf, wodurch diese Art im Moorbeet auch in unseren Breitengraden sehr gut gedeiht. Sarracenia flava bietet ebenfalls eine beliebte Moorbet-Pflanze. Da für eine gute Ausfärbung bei vielen Unterarten dieser Art jedoch hohe Strahlungswerte und Teils auch viel Wärme nötig sind, eignen sich für die Kultur im Moorbeet hier vor allem die Variationen S. flava var. flava, S. flava var. ornata und S. flava var. cuprea. Sarracenia oreophila, S. rubra und S. psittacina sind ebenfalls sehr gut für die Freilandhaltung geeignet. Weniger gut für das Moorbeet geeignet sind die Arten Sarracenia leucophylla und Sarracenia alata, die ebenfalls einen hohen Licht- und Wärbebedarf aufweisen.
Braunrote Schlauchpflanze (Sarracenia rubra) – bis zu fünf Unterarten:
- Sarracenia rubra subsp. alabamensis – wird von manchen Botanikern als eigene Art angesehen: Sarracenia alabamensis – Alabama
- Sarracenia rubra subsp. gulfensis – Florida
- Sarracenia rubra subsp. jonesii – North Carolina und South Carolina
- Sarracenia rubra subsp. rubra – Georgia, North Carolina und South Carolina
- Sarracenia rubra subsp. wherryi – wird von manchen Botanikern als Unterart zu Sarracenia alabamensis gezählt (Sarracenia alabamensis subsp. wherryi)
Sarracenia rubra gehört zu den Schlauchpflanzen-Arten mit der höchsten Vielfalt an Unterarten, bzw. Subspecies, die sich allesamt hervorragend für das Moorbeet eignen. Einige Subspecies sind in Freilandkultur eher kleinwüchsig und eignen sich daher optimal, um das Moorbeet auf verschiedenen Höhenebenen zu gestalten oder kleinere Kübel zu bepflanzen. Die Zuordnung einiger Subspecies wird unter Botanikern teilweise noch heute stark diskutiert.
Rote Schlauchpflanze (Sarracenia purpurea) – zwei Unterarten
- Sarracenia purpurea subsp. purpurea – winterhart
- Sarracenia purpurea subsp. venosa – bedingt winterhart
Von Sarracenia purpura existieren zwei Unterarten, die sich vor allem hinsichtlich der Winterhärte unterscheiden. Der Ursprung dieser Tatsache liegt wohl in der damaligen Gletscherbildung zwischen Maryland und Delaware, wo die Pflanzen schon vor vielen Jahrtausenden angesiedelt waren. Während Sarracenia purpurea ssp. purpurea die Regionen besiedelte, die von Gletschern und Kälte gezeichnet waren, wuchs die Unterart Sarracenia purpurea ssp. venosa lediglich auf den eisfreien Gebieten.
Weiße Schlauchpflanze (Sarracenia leucophylla)
- Sarracenia leucophylla var. alba
- Sarracenia leucophylla f. red
Sarracenia leucophylla gehört mit ihren weißen Schläuchen zu den beliebtesten Schlauchpflanzen-Arten. Neben den charakteristischen, weißfarbenen Pflanzen existieren zahlreiche Kultivare mit mehr oder weniger starkem bis sehr ausgeprägten Rotanteil. Da für eine gute Entwicklung ein hohes Licht- und Wärmeangebot notwendig ist und sich die beste Ausfärbung der Pflanzen meist erst in den Herbstmonaten zeigt, ist bei dieser Art die Kultur im Gewächshaus zu empfehlen.
Gelbe Schlauchpflanze (Sarracenia flava)
- Sarracenia flava var. flava
- Sarracenia flava var. ornata
- Sarracenia flava var. rubricorpora
- Sarracenia flava var. cuprea
Auch Sarracenia flava bildet eine beliebte Pflanze für das Moorbeet. Vor allem die Variationen S. flava var. flava, S. flava var. ornata und S. flava var. cuprea sind für das Moorbeet besonders zu empfehlen. Die anderen Variationen weisen einen relativ hohen Licht- und Wärmebedarf auf und eignen sich eher für die Kultur im Gewächshaus. S. flava var. flava bildet unter den Schlauchpflanzen allerdings unsere absolute Lieblingspflanze für die Freilandkultur!
Blasse Schlauchpflanze (Sarracenia alata)
- Sarracenia alata var. alata
- Sarracenia alata var. rubrioperculata
- Sarracenia alata var. atrorubra
- Sarracenia alata var. atropurpurea
- Sarracenia alata var. nigropurpurea
- Sarracenia alata f. viridescens
Sarracenia alata gilt ebenfalls sehr reich an Variationen. Für das Moorbeet eignen sch vor allem S. alata var. alata und die anthocyanfreie Form S. alata f. viridescens. Die meisten anderen Variationen benötigen für eine gute Entwicklung erfahrungsgemäß intensivere Lichtbedingungen und viel Wärme, weshalb sie sich daher eher für die Kultur im Gewächshaus eignen.
Kleine Schlauchpflanze (Sarracenia minor)
- Sarracenia minor var. minor
- Sarracenia minor var. okefenokeensis
- Sarracenia minor f. viridescens
Die kleine Schlauchpflanze (Sarracenia minor) wächst vorwiegend an Küstenregionen der Ostküste der USA und ist in ihrem Verbreitungsgebiet daher oft etwas raueren Wetterbedingugnen ausgesetzt, was dieser Art eine besondere Eignung für das Moorbeet garantiert. Da sich Sarracenia minor nicht wirklich intensiv ausfärbt, eignet sich diese Art ebenfalls besonders für nicht ganz so sonnenreiche Standorte. Nur wenige Kultivare besitzen eine intensive Ausfärbung und sollten daher nach Möglichkeit etwas lichtreicher kultiviert werden.
Grüne Schlauchpflanze (Sarracenia oreophila)
- Sarracenia oreophila
- Sarracenia oreophila var. ornata
Auch die grüne Schlauchpflanze – Sarracenia oreophila – eignet sich hervorragend für die Kultur im Freiland, da sich die Pflanzen meist nicht ganz so stark ausfärben und somit auch einen nicht all zu hohen Lichtbedarf aufweisen. Im Gegensatz zu vielen anderen Arten ist die Wachstumszeit bei S. oreophila jedoch recht kurz. Die Pflanzen treiben relativ spät aus und ziehen sich im Herbst bereits sehr frühzeitig in die Winterruhe zurück. Trotzdessen handelt es sich hierbei um eine besonders schöne Art für das Moorbeet.
Papageien-Schlauchpflanze (Sarracenia psittacina)
- Sarracenia psittacina
- Sarracenia psittacina var. okefenokeensis
- Sarracenia psittacnia f. heterophylla
Die Papageien-Schlauchpflanze (Sarracenia psittacina) zählt zu den kleinsten Schlauchpflanzenarten. Eine Besonderheit dieser Art bilden die eher waagerecht wachsenden Schlauchblätter, die nahezu auf dem Boden aufliegen. Am natürlichen Verbreitungsgebiet wachsen die Pflanzen in einigen Perioden über das Jahr hinweg teilweise nahezu submers. Sarracenia psittacina verträgt daher auch eine Kultur im besonders hohen Wasseranstau. Die Kultur im Freiland funktioniert bei dieser Art absolut problemlos. Für eine gute Ausfärbung ist jedoch ein ausreichendes Lichtangebot nötig.
Beutespektrum – Warum Schlauchpflanzen für Bienen und Hummeln ungefährlich sind
Auf dem Speiseplan der Schlauchpflanzen stehen hauptsächlich Fliegen und Wespen, aber auch Ameisen und andere kleine Insekten, die sich an den zersetzenden Insekten nähren wollen und in den Fallen gefangen bleiben, fallen den Pflanzen zum Opfer. Seltener werden Motten gefangen. Bienen und Hummeln gehören nicht zum eigentlichen Beutespektrum der Schlauchpflanzen und verenden nur äußerst selten in den Pflanzen. Das hat vor allem den Hintergrund, dass die Pflanzen (unabhängig von der Zersetzung der Beute) dezent wahrnehmbare Duftstoffe aussenden, die viele Insekten mit Aas verbinden. Während Fliegen und Wespen von dieser Duftnote regelrecht angelockt werden, nehmen Bienen und Hummeln in der Regel eher Abstand von vergleichbaren Gerüchen und geraten somit meist gar nicht erst in die Gefahr, in den Fallen zu verenden. Für den Menschen sind diese Duftnoten nur sehr dezent wahrnehmbar. Meist ist jedoch eine besonders große Anzahl an gesunden Pflanzen (etwa bei uns in der Gärtnerei) nötig, um den Geruch wahrzunehmen. Viele Karnivoren-Liebhaber beschreiben den Geruch – der vor allem von der Art. S. flava ausgeht – als (Katzen-) urinartig. Der Geruch ist jedoch nur dezent wahrnehmbar, laut subjektiver Meinung nicht wirklich unangenehm und im gesamten sehr süßlich mit einer sauren, leicht stechenden Note.
Aufbau der Fallen
- Sicherlich wirst du dich im Laufe dieses Beitrags schon einmal gefragt haben, wie die Fallen der Schlauchpflanzen eigentlich funktionieren. Wie wir bereits erwähnt haben, haben sich die Blattanlagen bei Sarracenia Species im Laufe der Evolotion zu sogenannten Schlauchblättern entwickelt. In der Regel sind diese trichterförmig (konisch) aufgebaut, aufrecht wachsend und an ihrem oberen Ende mit einem mehr oder weniger abstehenden Deckel – dem Operculum – versehen, welches als Schutz vor übermäßigem Einfall von Regenwasser (und somit der Auswaschung der Beute) dient, aber auch einige Nektardrüsen besitzt, deren Ausscheidungen die potentielle Beute anlocken. Bei S. psittacina und S. minor besitzt dieses Operculum auch zahlreiche weiße, halbtransparente Fenster, die eine Verwirrungsfunktion auf die an den Pflanzen interessierten Insekten ausüben. Das Operculum bildet bereits die erste von vier Zonen, die allesamt ihre spezifische Aufgabe erfüllen. Lediglich die Art. S. purpurea besitzt noch eine fünfte Zone, deren Funktion noch nicht eindeutig geklärt ist. Die zweite Zone wird durch das ebenfalls mit Nektardrüsen besetzte Peristom (die „Lippe“) und den oberen Schlauchbereich gebildet und ist mit feinen Häärchen besetzt, welche die Funktion besitzen, potentielle Beute etwas tiefer in die unterliegenden Zonen zu leiten. Geraten die Insekten in diese Zone und verlieren die Orientierung, erreichen sie schnell den mittleren Schlauchbereich, der bereits die dritte Zone bildet. Hier ist nun keine Behaarung mehr zu finden. Die Insekten Verlieren den Halt und haben kaum noch eine Möglichkeit aus der rutschigen, mit zahlreichen Verdauungsdrüsen besetzten „Schlauchwand“ zu entkommen. Mit der Zeit verlieren die Insekten die Kraft für weitere Fluchtversuche – sie sind endgültig in der Falle gefangen. Nun beginnen die von der Pflanze freigesetzten Verdauungsenzyme bereits damit die Beute zu zersetzen. Diese Verdichtet sich mit der Zeit und gelangt in die vierte und letzte Schlauchzone. Diese dient vor allem der Absorbtion der gelösten Nährstoffe. Nach unten gerichtete Häärchen verhindern, dass potentiell überlebende Beutetiere in oberliegende Schlauchzonen zurück klettern können. Lediglich die Art S. purpurea weist noch eine fünfte Schlauchzone auf, die völlig frei von Häärchen oder Drüsen zu sein scheint. Die Funktion dieser Zone ist allerdings bis heute noch nicht bekannt und wird derzeit wohl noch genauer erforscht.
- Zone 1: Die Haube (Operculum)
- Das Operculum dient vorwiegend als Schutz vor Ausspülung durch Regen. Die Schlauchblätter von Sarracenia (außer S. purpurea) sollten daher auch nicht mit Wasser aufgefüllt werden.
Darüber hinaus befindet sich auf der Innenseite (kurz über dem Peristom) eine Vielzahl an Nektardrüsen, deren zuckerhaltige Ausscheidungen verschiedene Insekten anlocken. Nach unten gerichtete Haare leiten die potentielle Beute weiter in die nächten Schlauchzonen.
- Das Operculum dient vorwiegend als Schutz vor Ausspülung durch Regen. Die Schlauchblätter von Sarracenia (außer S. purpurea) sollten daher auch nicht mit Wasser aufgefüllt werden.
- Zone 2: Peristom und oberer Schlauchbereich
- Auch der obere Schlauchbereich ist mit feinen Häärchen besetzt, die die Beute weiter in das Innere der Falle leiten. Das Peristom ist ebenfalls mit Nektar besetzt und somit dazu bereit, zahlreiche Insekten anzulocken.
- Zone 3: Mittlerer Schlauchbereich
- Der mittlere Schlauchbereich besitzt keine Behaarung mehr und ist dicht mit Verdauungsdrüsen besetzt. In dieser Zone verlieren die Insekten ihren Halt, wodurch sie endgültig in der Falle gefangen werden. Die Verdauungsdrüsen sorgen für eine rasche Verdauung der gefangenen Beute.
- Zone 4: Unterer Schlauchbereich
- Der untere Schlauchbereiech dient der Absorption der gelösten Nährstoffe. In dieser Zone sind nun auch wieder einige nach unten gerichteten Haare aufzufinden, die verhindern sollen, dass überlebende Beutetiere aus der Verdauungsflüssigkeit herausklettern. Das Schlauchblatt ist an dieser Stelle bereits stark vereengt und die enthaltene Beute meist relativ stark zersetzt.
- Zone 5 (nur bei S. purpurea)
- Diese Zone existiert nur bei S. purpurea und ist vollständig unbehaart sowie frei von Drüsen. Die genaue Funktion ist derzeit noch unbekannt und wird aktuell genauer erforscht.
Substrat
An das Substrat stellen Schlauchpflanzen keine hohen Ansprüche. Reiner, ungedüngter und ungekalkter Weißtorf eignet sich bei Freilandkultur ebenso gut wie eine Mischung mit Weißtorf und kalkfreiem Sand. Bei der Topfkultur erzielen Mischungen aus Weißtorf, 10% kalkfreiem Sand/Kies und 10% Perliten sehr gute Ergebnisse. Aber auch bei Verwendung vollständig torffreier Substraten aus Perliten, Pinienrinde und weiteren Zuschlägen, wird bei Topfkultur teils von guten Ergebnissen berichtet.
Kulturform – Freiland oder Gewächshaus?
Die Kulturform richtet sich vorwiegend nach der Herkunft der zuvor etwas genauer beschriebenen Arten. Bei vielen Arten, Variationen und Subspecies ist eine Freilandkultur zwar problemlos möglich, die besten Ergebnisse erzielt man jedoch mit der Gewächshauskultur. Einer der größten Vorteile der Gewächshauskultur von Schlauchpflanzen liegt wohl in der Möglichkeit, komplett auf eine Beheizung zu verzichten, die stets den größten Unterhaltspunkt von Gewächshausanlagen ausmacht. Allerings erreicht man mit Heiztemperaturen von 5-10°C einen deutlich früheren Austrieb und somit eine deutlich längere Wachstumszeit! Ebenso tolerant reagieren Schlauchpflanzen hinsichtlich der Belüftung. Besonders aufgeheizte Gewächshäuser mit stehender Luft scheinen Schlauchpflanzen im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen, die unter vergleichbaren Bedingungen sehr schnell das zeitliche segnen würden, regelrecht zu gedeihen! Besonders schöne Ausfärbungen werden bei bestimmten Arten nämlich erst unter erhöhtem Temperatureinfluss erreicht. In unseren Gewächshäusern überschreiten die Temperaturen in den Sommermonaten trotz intensiver Belüftung nicht selten die 40°C-Marke. Zu diesen Zeiten stehen die Schlauchpflanzen meist besonders gut „im Saft“, weisen jedoch auch einen hohen Wasserbedarf auf. Während dieser Periode können die Pflanzen auch problemlos in erhöhtem Anstau bewässert werden. Um einen Algenbefall zu verhindern, der Nährstoffe in die Substrate einspült und bei übermäßiger Entwicklung auch negative Folgen auf den pH-Wert aufweisen kann, sollte man den Anstau jedoch hin und wieder aussetzen und erst dann wieder bewässern, wenn der Wasserfilm auf der Kulturfläche abgetrocknet ist. Die Pflanzen selbst sollten jedoch stets feucht gehalten werden.
Vermehrung – vegetativ (Teilung) und generativ (Samen)
Die Vermehrung der Schlauchpflanzen gestaltet sich ausgesprochen unkompliziert und findet hauptsächlich per Teilung statt, um bestimmte Pflanzen oder Kultivare gezielt zu klonen. Bei dieser Methode werden entweder bereits eigenständig bewurzelte Triebpunkte vom Hauptrhizom abgetrennt, größere Rhizome in mehrere Stücke geteilt oder unbewachsene Rhizomstücke mit ruhenden Triebpunkten abgetrennt. Letztere Methode bezeichnet man auch als Anfertigung von „Rhizomschnittlingen“, da die Rhizomenden mit einer sauberen und scharfkantigen Klinge abgeschnitten werden, bevor man sie in einem ausreichend großen Behältnis platziert und etwa 3-4cm mit Substrat (ungedüngter, ungekalkter Weißtorf mit etwas Sand/Kies und opt. Perliten) bedeckt. Anschließend wird der Topf konstant feucht gehalten. Bei größeren Töpfen ist vor allem auch darauf zu achten, dass die Substratoberfläche genügend mit Feuchtigkeit versorgt wird. Nach einiger Zeit erscheinen aus den ruhenden Triebpunkten dann neue Schlauchblätter oder Phillodien und die Pflanzen können mit der Zeit separiert werden. Dieser Vorgang kann bei manchen Rhizomen bis zu einem dreiviertel Jahr oder länger in Anspruch nehmen. In der Regel geht es aber deutlich schneller. Die Rhizome älterer Pflanzen sollte man dann jedoch nicht so tief setzen, da Sarracenia auf natürliche Weise hauptsächlich auf der Substratoberfläche kriechende Rhizome bildet. Auf diese Art und weise erlangen die Rhizome eine deutlich bessere Sauerstoffversorgung, was sich positiv auf das Wachstum ausübt. Letztendlich scheint dieser Fakt auf den Kulturerfolg jedoch keinen großen Einfluss zu haben, was sich vor allem bei Schnittlingen und instabilen Rhizomstücken zeigt. Bei Röhrichtpflanzen ist etwa zu beobachten, dass deren Rhizome auch ohne Sauerstoff überlebensfähig sind, da sie ihre Energiereserven mobilisieren und weitere lebenswichtige Stoffe wie Proteine und Lipide unter Bezug der unter Sauerstoffabszenz vorhandenen Gärungsenergie selbst herstellen können (BRÄNDLE 1989). Gärende Rhizome werden daher im weitesten Sinne auch mit einem Akku verglichen, welcher „langsam, aber stetig aufgeladen und gleichzeitig nur wenig belastet wird“ (BRÄNDLE 1989). Außerdem verlaufen Energie- und Stoffwechsel daher (reguliert) auf einem deutlich niedrigeren Niveau als in atmenden Rhizomen. (BRÄNDLE 1989). In wie fern sich diese Beobachtungen auf rhizombildende Karnivoren wie Sarracenia spec. übertragen lässt, ist derzeit nicht wissenschaftlich geklärt. Aus Erfahrungen heraus ist bei vollständig unterirdisch getopften Rhizomen, die unter einem relativ hohen Wasserstand (Daueranstau) gehalten werden, meist zwar ein deutlich späterer, aber auch deutlich kräftigerer Austrieb im Vergleich zu an der Substratoberfläche getopften Rhizomschnittlingen zu beobachten. Zwar handelt es sich hierbei nicht um eine vollständige Sauerstoffabszenz, da die Substrate in der Regel noch ausreichende Sauerstoffmengen enthalten, allerdings ist anzunehmen, dass die Sauerstoffzufuhr in das Rhizom im Vergleich zum direkten Kontakt mit dem in der Umgebungsluft enthaltenen Sauerstoff bei dieser Methode trotzdem deutlich geringer ausfällt.
Eine weitere Möglichkeit bietet die generative Vermehrung über Samen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um Klone der ursprünglichen Pflanze, da die Genetik neu durchmischt wird. Aus Saatgut einer Kreuzung entstandene Pflanzen müssen daher immer als diese gekennzeichnet werden und dürfen bei Selbstbestäbung nicht ausschließlich den Namen der Mutterpflanze tragen! Mit etwas Glück erhält man mit dieser Vermehrungsmethode jedoch neue, besonders einzigartige Kultivare, die eine ausgesprochene Popularität erlangen. Um eine Schlauchpflanze zu bestäuben benötigt man lediglich ein spatelartiges Werkzeug oder ein Ohr-Reinigungsstäbchen, mit welchem man den freigesetzten Pollen aus den Kronblättern sammelt und auf den an den seitlichen Rändern befindlichen Narben der Wunschpflanze platziert. Hierbei gilt es zu beachten, dass die Blüten von Schlauchpflanzen mehrere Narben aufweisen, die allesamt mit ausreichenden Pollenmengen des gleichen Kreuzungspartners bestückt werden müssen. Anschließend sollte man die Blüte – etwa mit einem Seidensäckchen oder Organza-Säckchen* – vor Fremdbestäubung schützen. Ist die Bestäubung geglückt, schwillt die Samenkapsel an und reift bis zum Abschluss der Saison im Herbst heran. Die Samen können geerntet werden, sobald die Frucht trocken erscheint und aufzuplatzen beginnt. Bei Freilandkultur reifen die Früchte nicht unbedingt immer bis zum Saisonende derartig heran, dass die Kapseln zu brechen beginnen, weshalb man sie im Freiland spätestens mit Einsetzen des Frostes ernten sollte. Die Früchte sollten hier jedoch mindestens bereits derartig herangereift sein, dass die Kapseln bereits braun erscheinen. Grüne Kapseln weisen zumeist keine vitalen Samen auf und müssen verworfen werden. Nach der Ernte werden die Samen von den Kapseln separiert und zum Zwecke des Abbaus der keimhemmenden Stoffe stratifiziert, dass heißt kältebehandelt. Für diesen Schritt müssen die Samen vor der Aussaat auf feuchtes (!) Küchenpapier ausgelegt und in einem Gefäß oder einem Zip-Beutel verschlossen werden, welches für etwa 8-10 Wochen im Kühlschrank gelagert werden. In dieser Zeit werden durch den Kälteeinfluss die keimhemmenden Stoffe im Saatgut abgebaut, weshalb dieser Schritt bei Schlauchpflanzen zwingend erforderlich ist! Wichtig ist auch, dass die Stratifikation unbedingt feucht erfolgt! Während des Vorgangs sollten die Samen auch regelmäßig auf Schimmelbildung kontrolliert werden, um einen möglichen Verlust vorzubeugen. Nach der Stratifikation werden die Samen oberflächlich auf reinen Weißtorf ausgestreut und konstant feucht und hell gehalten. Nach etwa vier bis sechs Wochen beginnen die ersten Sämlinge zu keimen. In manchen Fällen benötigt die Keimung allerdings auch bis zu über einem Jahr! Nach weiteren vier bis sechs Wochen sollten die kleinen Sämlinge monatlich leicht gedüngt werden, um das Wachstum anzuregen. Bis zur adulten Pflanze, die eine Größe aufweist, wie du sie aus unserem Shop kennst, dauert es in der Regel nämlich mehrere Jahre. Als Dünger empfehlen wir MAXSEA 16-16-16 oder WUXAL-UNIVERSAL* in 10%iger Konzentration für Zimmerpflanzen (max. 150 Microsimens). Auch ein regelmäßiges Umtopfen fördert das Wachstum der Sämlinge deutlich.
Quellen
ANON. (2022): Schlauchpflanzen. Biologie-Seite.de, Online-Artikel.
https://www.biologie-seite.de/Biologie/Schlauchpflanzen [08.09.2022]
CAROW, FÜRST (1998): Fleischfressende Pflanzen – Artenübersicht – Kultur – Vermehrung. Verlag Thomas Carow, 11. Auflage.
CATALANO, M. (2009): Growing Carnivores – An Italian perspective. WOW s.r.o. Prague, (Czechia).
SCHULZ, B. (1965) – Fleischfressende Pflanzen. Ziemsen Verlag.
Hinweise zu Affiliate-Links
Dieser Beitrag enthält sogenannte Affiliate-Links. Wir erhalten für die Vorstellung der gezeigten Produkte keinerlei Provision oder Entlohnung. Wir zeigen nur Produkte, von denen wir überzeugt sind! Klickst du jedoch auf einen der mit einem * markierten Links und kaufst anschließend eines der Produkte, erhalten wir – quasi als Dank für die kostenlose Werbung – einige Prozente vom Verkaufspreis – ganz ohne Mehrkosten oder Aufschläge für dich! Wenn du über die Links etwas kaufst, unterstützt du also die Deckung der Serverkosten und die Erstellung weiterer Beiträge. Wir danken dir dafür <3!