Vampirkrabben (Geosesarma) im Karnivoren-Terrarium halten

Oftmals werden wir gefragt, ob man Karnivoren auch zusammen mit tierischen Bewohnern halten kann. Leider gestaltet es sich meist eher schwierig eine Kombination aus Pflanzen und Tieren zu finden, die langfristig funktionabel ist. Denn auf der einen Seite wollen wir als Pflanzenliebhaber natürlich auch unseren photosynthetisch aktiven Schützlingen jederzeit die beste Vitalität ermöglichen, auf der anderen Seite steht das Wohl der Tiere natürlich stets im Vordergrund. Um so besser ist es, wenn die Haltungsbedingungen von Pflanzen und Tieren (zumindest nahezu) identisch sind. In einem Karnivoren-Terrarium herrscht in der Regel eine kontinuierlich erhöhte Luftfeuchtigkeit im Bereich von 60-90% bei einer ganzjährigen Temperatur, die leicht über der Zimmertemperatur liegt (22-27°C). Eine Nachtabsenkung findet in der Regel (außer bei speziellen Anlagen für hochwertige Hochlandpflanzen) nicht statt. Vampirkrabben (Geosesarma spec.), die übrigens wie viele unserer Kannenpflanzenarten ebenfalls aus Borneo stammen, eignen sich für diese Bedingungen hervorragend und gelten darüber hinaus als Allesfresser auch noch als relativ pflegeleicht. Die idealen Bewohner also, um sie mit geeigneten Kannenpflanzen und Bromelien in einem Karnivoren-Terrarium zu beheimaten.



Vampirkrabben – Herkunft, Haltungsbedingungen

Wie bereits erwähnt stammen Vampirkrabben ursprünglich aus Indonesien, teilweise aus Borneo wo auch viele Kannenpflanzen (Nepenthes spec.) wachsen. Die Haltungsbedingungen ähneln sich daher sehr. Eine leicht erhöhte Zimmertemperatur im Bereich von 23-28°C ist für Vampirkrabben optimal. Die Luftfeuchtigkeit sollte stets im Bereich von 60-80% liegen und längerfristig nie unter 50% absinken. Tägliches besprühen des Terrariums, insbesondere der Pflanzen und Dekoelemente gewährleisetet diese Bedingungen bereits. Durch Verwendung von Beleuchtungsanlagen wird die Temperatur im inneren des Terrariums auch noch einmal leicht erhöht. Großer technischer Aufwand ist daher gar nicht notwendig. Der Boden sollte stets durchfeuchtet sein, allerdings keinen zu hohen Freiwasseranteil aufweisen. Im Zweifelsfall sollte man das Substrat lieber etwas trockener halten und sich an die entsprechende Bodenfeuchtigkeit durch regelmäßiges Gießen herantasten. Die Paarung erfolgt ein bis zwei Mal im Jahr. Das trächtige Weibchen zieht sich hierfür in eine Bruthöhle zurück und trägt die Jungtiere bis zur Selbstständigkeit an ihrer Bauchklappe mit sich. Ausreichende Versteckmöglichkeiten sollten daher gegeben sein. Korkrindenstücke, Kunsthöhlen, Wurzeln und feiner Mulch sind hierfür optimal. Da die Vampirkrabben sehr gut klettern können, sollte an dieser Stelle jedoch noch erwähnt werden, dass das Terrarium auf jeden Fall ausbruchssicher sein sollte. Abgeschlossene Terrarien mit Schiebetür sind hier sehr zu empfehlen. Die Haltung im Scape könnte eher schwierig werden. Wir raten eher davon ab. Auch bei unseren Vampirkrabben existieren übrigens zahlreiche verschiedene Arten, die teilweise wirklich atemberaubende Färbungen aufweisen. Da Geosesarma jedoch zu den Allesfressern zählen und sich auch gerne einmal gegenseitig verspeisen, sollte man es vermeiden, unterschiedliche Arten miteinander zu vergesellschaften. Innerhalb einer Art sind sie in der Regel jedoch meist friedlich und sozial. Daher ist es auch immer ratsam, kleinere Gruppen zu besetzen. Bei einer minimalen Terrariengröße von 40x40x30 sind etwa 3-6 artgleiche Tiere zu empfehlen. Obwohl sie relativ pflegeleicht sind, gelten sie in der Terraristik derzeit noch als Rarität und absoluter Geheimtipp. Das hat sicherlich auch den Hintergrund, dass Geosesarma erst seit etwa 2015 im Handel erhältlich sind. Durch den Seltenheitswert beschränkt sich die Auswahl auf wenige Anbieter. Zoohäuser haben meist keine Vampirkrabben auf Lager und auch nur sehr selten auf ihren Abruflosen gelistet. Unabhängig davon handelt es sich hierbei meist um Importware. Hat man die Chance seine Krabben bei einem spezialisierten Züchter zu erwerben – etwa über ein Forum oder eine Börse – sollte man sich diese Chance nicht entgehen lassen. Alternativ existieren noch einige Online-Shops, welche teils eine große Auswahl an verschiedenen Arten an Vampirkrabben mit teils atemberaubenden Farbausprägungen gelistet haben.

Der Wasseranteil – pragmatisch, praktisch – gut

Obwohl die Vampirkrabben zu den Landkrabben zählen, benötigen sie einen ausreichend großen Wasseranteil im Terrarium. Allgemein sollte dieser etwa 1/3 der Gesamtfläche ausmachen. Da die Krabben sich aber vorwiegend an Land aufhalten, wo sie auch kleine Gänge und Höhlen graben, geben sie sich auch mit einer größeren Wasserschale zufrieden. Ab und an sieht man sie dann eine Weile unter Wasser baden, bevor sie sich anschließend wieder etwas zurückziehen. Das Wasser sollte etwa alle 2-3 Tage gewechselt werden, um Keim- und Algenbildung zu vermeiden. Bestenfalls wischt man die Wasserschale dabei gleich auch noch einmal ordentlich aus, um vorhandene Rückstände zu entfernen. Dies sollte mit besonderer Sorgfalt geschehen, da sich die Krabben teilweise auch unter Wasser häuten und dafür eine exzellente Wasserqualität verdient haben. Keine Sorge also, solltest du plötzlich einmal einen leeren Panzer finden. In der Regel handelt es sich dabei lediglich um die übrig gebliebenen Häutungsreste der Krabbe. Die Verwendung von kleinen Bachläufen und zirkulierenden Wasseranteilen ist ebenfalls möglich, jedoch mit einem deutlich höheren Einrichtungs- und Betriebsaufwand verbunden. Die Entscheidung für welche Art von System du dich entscheidest bleibt letztendlich dir überlassen.

Die Rote Vampirkrabbe (Geosesarma hagen) im Wasserbad
Grafik: Die Rote Vampirkrabbe (Geosesarma hagen) im Wasserbad



Die Nahrung – Eine große Auswahl

Da Vampirkrabben zu den Allesfressern zählen, bietet sich uns eine große Vielfalt an möglichen Nahrungsquellen. Fast jegliches geschältes Gemüste wie Salatgurke, Apfel, Salatblätter oder Möhren werden genau so gern verzehrt wie getrocknete Bachflohkrebse, getrocknete Mückenlarven, Schnecken, Fischfutterflocken, getrocknete Futterfische oder spezielles Futtergranulat für Krebse und Garnelen. Um eine Belastung durch potentiell vorhandene Pestizidrückstände zu vermeiden, empfiehlt es sich an dieser Stelle auf Gemüse in Bio-Qualität zurückzugreifen. Da sich Vampirkrabben regelmäßig häuten, sollte auch eine gute Kalkzufuhr gewährleistet sein. Sepia-Schalen eignen sich hier besonders gut. Im Terraristik-Bedarf erhältliches Calcium-Puder zum dippen kann man natürlich ebenfalls verwenden. In einigen Foren liest man darüber hinaus von Futtergaben mit Thunfisch (im eigenen Saft) oder gefrorenen Stinten. Auch diese Futtergaben sind möglich und können werden gerne angenommen. Ich biete meinen Krabben einen ausgewogenen Futtermix, den ich alle 2-3 Tage auswechsle. Darüber hinaus bedienen sie sich auch sehr gerne an abgestorbenem Pflanzenmaterial und darauf befindlichen Springschwänzen (Collembola spec.). Es ist allein in dieser Hinsicht also immer empfehlenswert, einen Zuchtansatz an Springschwänzen in seinem Terrarium auszusiedeln. Ein weiterer Vorteil dieser kleinen Tierchen ist ihre Funktion als Nützling, da sie allerlei totes, organisches Material und teilweise sogar Schimmel zersetzen. Springschwänze sind daher generell in nahezu jedem Terrarium äußerst vorteilhaft.

Vampirkrabben Futterangebot (tierisch): getrockneter Fisch, getr. Bachflohkrebse, getr. Mückenlarven und verschiedene Spezialfutter für Krebse
Grafik: Auszug aus dem Futterangebot für Vampirkrabben: getrockneter Fisch, getr. Bachflohkrebse, getr. Mückenlarven und verschiedene Spezialfutter für Krebse



Das Terrarium – Pflanzen, Substrat, Deko

Hinsichtlich der Bepflanzung bietet sich zumindest an nicht karnivoren Pflanzen eine große Auswahl. Farne wie der Schwertfarn (Nephrolepis exaltata) oder Blattschmuckpflanzen wie die Mosaikpflanze (Fittonia spec. und Hypoestes spec.) werden sehr gerne verwendet. Die Efeutute (Epipremnum aureum), die Grünlilie (Chlorophytum spec.), zahlreiche Tieflandorchideen und weitere für eher feucht-warme Klimate geschaffene Pflanzen eignen sich ebenso hervorragend. Besonders schön wirkt das Terrarium, wenn man grazile Rankpflanzen wie Leuchterblumen (Ceropegia woodii), Kletterfeigen (Ficus Pumila) oder russischem Wein (Cissus spec., insbesondere C. discolor) an Stellen mit etwas geringerer Bodenfeuchtigkeit (und passendem Substrat) einbringt. Verschiedene aus dem Aquaristik oder Scaping-Bereich bekannte Pflanzen wie Eriocaulon cinereum runden das Angebot an nicht karnivoren Pflanzen ab. Sicherlich gibt es ab dieser Stelle viele weitere passende und nennenswerte Pflanzen. Letztendlich gilt es jedoch auch immer ein wenig selbst zu experimentieren, weshalb wir an dieser Stelle auch gerne wieder dazu anregen wollen. Moose wie das Torfmoos (Sphagnum spec.) oder andere Moosarten dürfen letzendlich natürlich auch nicht fehlen.
Das Substrat sollte leicht sauer bis sauer sein und eine lockere, oberflächlich leicht grobe Struktur aufweisen. Ich verwende 1/3 Torf und 2/3 Floragard Terrariensubstrat. Somit ist zwar etwas Kalk im Substrat enthalten, erfahrungsgemäß jedoch noch unter der Schadschwelle der meisten Kannenpflanzen, die ich in meinen Projekten verwende.
An Karnivoren bietet sich eine etwas kleinere Auswahl an geeigneten Pflanzen. Betrachtet man Borneo, die Heimat unserer Vampirkrabben, so sind die Kannenpflanzen (Nepenthes spec.) am naheliegensten. Dabei beschränkt sich unsere Auswahl auf Tieflandarten, intermediäre Arten oder tolerante Hybriden, die eine ganztätige Temperatur im Bereich von 20-25°C und keine Nachtabsenkung der Temperatur benötigen. Außerdem dürfen keine besonders großen Fallen gebildet werden, damit am Ende nicht noch unsere kleinen Schützlinge darin verenden. Eher kleinwüchsige Nepenthes-Arten, die sonst eher weniger im Fokus der meisten Sammler liegen, bieten hier den Schlüssel zum Erfolg. Nennenswert sind hier vor allem N. glabrata, N. campanulata, N. jamban, N. tenuis und deren Hybriden. Aber auch mit Hybriden zwischen N. hamata und N. spectabilis konnte ich persönlich ohne Nachtabsenkung gute Erfahrungen sammeln. Wasserschläuche (Utricularia spec.) können ebenfalls wie Schusspflanzen (Stylidium spec.) und Reusenfallen (Genlisea spec.) eingebracht werden. Entscheidet man sich für die Einbringung von Sumpfkrügen, sollte man ebenfalls auf möglichst enge Fallenöffnungen achten. Heliamphora sarracenioides und H. sarracenioides x minor „Burgundy Black“ gedeihen auch sehr gut ohne Nachtabsenkung und eignen sich daher für ein solches Projekt. Heliamphora gelten jedoch auch als deutlich lichthungriger als die üblichen Pflanzen und sollten daher vorwiegend in größeren Becken an gut ausgewählten Stellen mit guter Belichtung eingebracht werden, sollte man sich dafür entscheiden.
Die meisten Bromelien-Arten zählen zwar lediglich zu den Prä-Karnivoren, sollten aber in keinem Terrarium fehlen, da sie absolute Hingucker bieten. Neoregelia-Arten und Kultivare sind hier besonders empfehlenswert. Karnivore Bromelien wie Brocchinia reducta werden meist sehr schnell zu groß für übliche Terrarien und sind daher nur bedingt für kürzere Zeiträume zu empfehlen. Zwergkrüge (Cephalotus follicularis) sind etwas schwieriger in der Haltung und benötigen eine gute Luftzirkulation. Wir empfehlen sie daher weniger für die Haltung im Terrarium. Einige Halter berichten jedoch auch von guten Erfahrung bei der Terrarienhaltung von Cephalotus spec. Wenn man genügend Pflanzen zur Verfügung hat um im Zweifelsfall einen kleinen Verlust zu vertragen, könnte man es an einer geeigneten Stelle zumindest einmal ausprobieren. Auch von Sonnentauarten (Drosera spec.) ist eher abzuraten, da unsere Krabben sehr kletterfreudig sind und mit der Zeit auch die Klebefallen erkunden würden.
Hinsichtlich der Deko sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig sind ausreichende Versteckmöglichkeiten für die Krabben. Diese können mit Kunsthöhlen, Schädeln, Korkstücken und vielen weiteren Möglichkeiten realisiert werden. Auch Klettermöglichkeiten werden von Vampirkabben gerne angenommen. Größere Stöcke oder Lianen sind daher auch immer zu empfehlen. Hier könnt ihr eurer Kreativität freien Raum lassen.

Karnivoren-Terrarium mit Vampirkrabben
Grafik: bepflanztes Karnivoren-Terrarium für Vampirkrabben. Für ausreichende Versteckmöglichkeiten sollten nun noch künstliche Höhlen und Korkstücke eingebracht werden.



Schlusswort

Doch auch mit einerer Kleineren Auswahl an Karnivoren lassen sich in Kombination mit passenden Begleitpflanzen wundervolle Arrangements kreieren, die hervorragend auf die Bedürfnisse unserer Vampirkrabben abgestimmt sind. Die Pflege beschränkt sich in der Regel auf einen regelmäßigen Wechsel von Futter und Wasser im Abstand von 2-3 Tagen und tägliches Besprühen des gesamten Arrangements zur Aufrechterhaltung der Luftfeuchtigkeit. Ab und an müssen anfallende Häutungsreste entfernt werden und etwa 1-2 mal jährlich wird der Pflanzenbesatz gestutzt. Weitere Pflegemaßnahmen sind nicht notwendig. Und genau das macht unsere süßen, kleinen Vampirkrabben auch so besonders attraktiv. Probiere es doch selber einmal aus!
Bei weiteren Fragen zum Thema Karnivoren-Terrarium empfehlen wir unseren passenden Beitrag zum Thema: Grundlagen der Terrarienkultur von Karnivoren.

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