10 Fakten über die Venusfliegenfalle

Venusfliegenfallen gehören zu den bekanntesten fleischfressenden Pflanzen und wecken sicher bei vielen Leuten die nostalgischen Erinnerungen an erste Berührungspunkte mit verschiedensten Pflanzen in Kindheitstagen. Heute möchten wir euch zehn Fakten über diese wirklich faszinierenden Pflanzen präsentieren.

Fakt 1 – Die Herkunft

Die Venusfliegenfalle trägt den botanischen Namen Dionaea muscipula und wächst in ihrem natürlichen Lebensraum ausschließlich in den Oststaaten der USA. Genauer genommen in North- und South Carolina. Das Verbreitungsgebiet umfasst hierbei vor allem sehr sonnenreiche Standorte in stark wasserhaltigen Sumpfgebieten mit dauerfeuchten und sehr nährstoffarmen Böden. Obwohl die Venusfliegenfalle meist als Zimmerpflanze verkauft wird, besitzt sie bedingt durch ihren Lebensraum eine relativ starke Winterhärte und sollte bei uns in Deutschland bestenfalls im Freien überwintert werden. Für die Haltung in einem abgeschlossenem Behältnis wie einem Terrarium eignen sich Venusfliegenfallen auf jeden Fall nicht!
Die monotypische Gattung Dionaea ist am Naturstandort vor allem durch extreme, illegale Besammlungen, sowie zunehmendem Habitatschwund auf Grund von Eutrophierung und baulicher Erschließlung stark bedroht.



Fakt 2 – Der Fangmechanismus

Der Vorgang des Beutefangs ist bei keiner anderen karnivoren Pflanze so spannend zu beobachten, wie bei Dionaea muscipula, deren Fallen jeweils etwa 3-5 Mal ausgelöst werden können.
Löst potentielle Beute die Falle aus, klappt diese mehr oder weniger schnell zu und umschließt das gefangene Insekt mit seinen zahnartigen Randborsten, bevor sie mit der Freigabe von Enzymen zur Verdauung beginnt. Die Geschwindigkeit des Schließvorgangs hängt vorwiegend vom Alter und Zustand der Fallen Pflanzen ab. Betrachtet man das Falleninnere von Dionaea muscipula etwas genauer, so erkannt man im Inneren der Falle mehrere sogenannte Trigger-Härchen. Werden diese berührt, wird ein elektrisches Signal ausgelöst, welches mit einer Geschwindigkeit von etwa 10cm/s durch die Falle wandert und bei Berührung zweier dieser Häärchen innerhalb eines Zeitraumes von 20 Sekunden den Schließmechanismus auslöst.

dionaeaFoto: Dionaea muscipula „Dentata“

„Erstaunlicherweise ist es der Pflanze darüber hinaus sogar möglich ihre Beute durch den Aufbau der Falle bedingt zu selektieren [1]. Um den Schließmechanismus auszulösen, müssen beispielsweise zwei der Triggerhaare innerhalb von zwanzig Sekunden berührt werden. Kleinstlebewesen wie Ameisen oder Fruchtfliegen sorgen somit nicht für eine Auslösung der Falle und sparen der Pflanze dementsprechend Kraft, da der Energieaufwand für den Schließmechanismus im Verhältnis zu der aus den Kleinstinsekten bezogegenen Energie sehr hoch ist. Vor kurzem haben Forscher jedoch herausgefunden, dass es der Falle auch möglich ist, bei nur einem Reiz der Trigger-Haare zu schließen, wenn die Berührung langsam genug erfolgt [6]. Im geöffneten Zustand sind die Fallen-Blätter noch konvex gekrümmt. Kommt es zur Schließung, so ändert sich die Form der Falle blitzartig und nimmt konkave Gestalt an. Neue Untersuchungen zeigen, dass eine kleine Ameise beim Durchqueren einer Falle der Venusfliegenfalle lediglich ein Todesrisiko von nur 0,04% aufweist. [S. u. I. Hartmeyer] [1,2]! Die borstenähnlichen Ansätze an der Fallenaußenseite, die oftmals auch mit Zähnen verglichen werden, bieten kleiner Beute ebenfalls oft die Möglichkeit zu entkommen, da die Falle bei genauerer Betrachtung an dieser Stelle vorerst unvollständig schließt.“ — Auszug aus unserem Beitrag zum Thema „Venusfliegenfallen pflegen“

Fakt 3 – Die natürliche Beute

Obowohl die Pflanzen sowohl im englischen, als auch im deutschen Sprachgebrauch als Venusfliegenfallen getauft wurden, machen Fliegen nur einen geringen Teil der Beute dieser Pflanzen aus.
Sowohl in der Natur, als auch in Kultur sind es vorwiegend verschiedenste Spinnenarten, die in der üppig ausfallenden Begleitvegetation ihre Heimat finden und sich demnach auch des Öfteren in den Fallen verirren. Neben Spinnen und kleinen fliegenden Insekten ernähren sich Venusfliegenfallen auch gern von Asseln, Raupen und anderen Larven, deren Weg in den Fallen unerwartet endet.
In Kultur ist es nicht nötig, die Pflanzen künstlich zu füttern. Möchte man den Beutefang jedoch einmal genauer beobachten, eignen sich verschiedenste Futterinsekten aus dem Terrarien-Bedarf. Bei der Fütterung sollte dann jedoch darauf geachtet werden, dass das verwendete Insekt auch eine passende Größe für die entsprechende Falle aufweist, damit diese ihre Funktion auch ordnungsgemäß aufnehmen kann.



Fakt 4 – Erscheinungsformen (Kultivare)

Neben der typischen und weit verbreitesten Form mit langen Randborsten, existieren unzählige weitere Phänotypen, mit denen sich ganze Sammlungen füllen lassen. Da von Dionaea muscipula nur eine einzige Art existiert, handelt es sich hierbei ausschließlich um Mutationen bei generativer oder laboratorischer In Vitro Vermehrung. Teilweise sind die Fallen der Pflanzen so stark entstellt, dass keine Funktionsfähigkeit mehr gegeben ist. Hierbei handelt es sich dann meist auch um spezielle Sammlerexemplare.  Derzeit existieren 130 registrierte Dionaea Kultivare. Diese sind neben Kultivaren anderer karnivorer Gattungen allesamt in der öffentlichen Datenbank der International Carnivorous Plant Society einsehbar. Da die Anzahl der unregistrierten Kultivare noch weitaus höher ausfällt, ist es nahezu unmöglich eine genaue Anzahl derzeit existenter Selektionen zu nennen. Dies hat vor allem den Hintergrund, dass für eine Kultivar-Registrierung einige Formalitäten nötig sind, die für private Züchter meist zu hohen Aufwand erfordern. Oftmals besteht jedoch auch lediglich kein Interesse daran, die Selektion rechtlich zu schützen. Bei der (kommerziellen) Vermehrung und Verbreitung registrierter Kultivare, sollte man sich im Vorfeld daher zunächst absichern, dass keine Lizenzgebühren für den Vertrieb geschützter Kultivare zu entrichten sind.

schuppenstielFoto: Dionaea muscipula „Schuppenstiel“

Fakt 5 – Venusfliegenfallenmotten

Wer denkt, dass seine Pflanze unter Blattlausbefall bereits stark leidet, sollte bei diesem Fakt vielleicht besser weghören. Denn die Larven der Mottenart Hemipachnobia subporphyrea ernähren sich hauptsächlich oder ausschließlich von den Blättern der Venusfliegenfalle, wodurch sie auch den Namen Venusfliegenfallen-Motte erhielt. Da diese Art momentan noch intensiv erforscht wird, ist über sie noch nicht allzuviel bekannt. Die durch den Larvenfraß entstehenden Schäden fallen im Vergleich zum Blattlausbefall jedoch deutlich intensiver aus.



Fakt 6 – Die größte Fliegenfalle der Welt

Die aktuell größte Venusfliegenfalle der Welt stammt derzeit aus den USA und wurde von Jeremiah Harris aufgezogen. Die größte Falle des Kultivars „Alien“ erreichte s atte 6,1cm und wurde im Oktober 2021 für das Folgejahr in das Guinnes Buch der Rekorde aufgenommen. Andere Kultivare mit besonders großen Fallen existieren unter anderem mit dem nach dem amerikanischen Bomber benannten Klon „B52“.

Fakt nummer 7 – Die Vermehrung

Da die generative Vermehrung über Samen bei Dionaea muscipula einige Jahre Zeit beansprucht, empfiehlt es sich die Pflanzen mit der Zeit über die unterirdischen Scheinzwiebeln vegetativ zu vermehren. Mit entsprechende Alter lassen sich ganz einfach entsprechende Teilstücke abtrennen und separat in reinem Torf einpflanzen. Die kommerzielle Vermehrung erfolgt meist über in Vitro Labore. Auf der Jagd nach neuen Kultivaren sollte man jedoch auch die generative Vermehrung über Samen nicht scheuen. Regelmäßiges umpflanzen der Sämlinge in frisches Substrat wirkt sich deutlich positiv auf das Wachstum der Nachzuchten aus. Bei der Anzucht in Töpfen oder Saatschalen empfehlen wir das Substrat ein bis zwei mal jährlich zu erneuern. Erfolgt die Saat direkt in das Moorbet oder den Kübel, ist dieser Vorgang nicht notwendig.



Fakt nummer 8 – Buschfeuer

Am Naturstandort in den USA kommt es auf Grund der klimatischen Bedingungen regelmäßig zu Buschfeuern, die für das Wachstum der Fliegenfallen essentiell sind. Ohne die regelmäßigen Feuer, nach denen die Venusfliegenfallen regelmäßig wieder aus Ihren rhizomartigen Scheinzwiebeln austreiben, würde die umliegende Vegetation die Pflanzen recht rasch verdrängen.
Was für uns Menschen zunächst als Naturkatastrophe erscheint, kann für bestimmte Organismen grundlegende Wachstumsbedingungen schaffen.

darwinFoto: Charles Darwin

Fakt nummer 9 – Namensgebung

Der lateinische Name „Dionaea muscipula“ hat vorwiegend historische Gründe und setzt sich aus den griechischen Worten für die Göttin der Venus (Dione) und dem Wort für Mausefalle (muscipula) zusammen. Ob es sich bei dem Epitheton „muscipula“ um einen Rechtschreibfehler handelt (muscicipula = Fliegenfalle) oder der Name bewusst gewählt wurde, ist heute umstritten. Im achtzehnten Jahrhundert wurde die Venusfliegenfalle, deren Name heute weltweit bekannt ist, umgangssprachlich auch oft Tipitiwitchet genannt, was wohl eine Anspielung auf die weiblichen Genitalien darstellt.

Fakt nummer 10 – Faszination Pflanze

All die eben genannten Fakten sind es, die der Venusfliegenfalle ihre Faszination erschaffen. Bereits der botaniker Charles Darwin war von den fleischfressenden Pflanzen derartig begeistert, dass er ihnen 1875 ein gesamtes Buch unter dem Titel „Insectivorous Plants“ widmete. Auch in zahlreichen Werken der neueren Zeit, wie dem Film „Der kleine Horrorladen“ bilden Karnivoren wie die Venusfliegenfalle mit ihren faszinierenden Fangmethoden die Grundlage für eine spannende Geschichte.
Wenn auch du dich weiter von diesen spannenden und einzigartigen Pflanzen faszinieren lassen willst, empfehlen wir unseren Beitrag zum Thema „Grundlage der Pflege von fleischfressenden Pflanzen“.

 



 

Literatur und Quellen


ANON. (2021): Hemipachnobia subporphyrea (Walker, 1858) – Venus Flytrap Cutworm Moth, Online-Publikation.
https://auth1.dpr.ncparks.gov/moths/view.php?sciName=Hemipachnobia%20subporphyrea (05.11.2021)
https://explorer.natureserve.org/Taxon/ELEMENT_GLOBAL.2.115935/Hemipachnobia_subporphyrea (05.11.2021)
ANON. (?): Venusfliegenfalle – Biologie-Seite. Online-Artikel.
https://www.biologie-seite.de/Biologie/Venusfliegenfalle (05.11.2021)
BAILEY, MCPHERSON (2012): Dionaea – The Venus’s Flytrap. Redfern Natural History Productions, (S.20).
BURRI et. al. (2020): A single touch can provide sufficient mechanical stimulation to trigger Venus flytrap closure. PLOS-BIOLOGY, PDF-Ausgabe.
https://journals.plos.org/plosbiology/article/file?id=10.1371/journal.pbio.3000740&type=printable
CAROW, FÜRST (1998): Fleischfressende Pflanzen – Artenübersicht – Kultur – Vermehrung. Verlag Thomas Carow, 11. Auflage.
DÖNGES, J. (2019): Venusfliegenfalle – Fallen für alle Fälle. Spektrum, Online-Artikel.
https://www.spektrum.de/news/fallen-fuer-alle-faelle/1658464 [05.11.2021]
E. Charles Nelson, Daniel L. McKinley: Aphrodite’s Mousetrap. A biography of Venus’s Flytrap with facsimiles of and original pamphlet and the manuscripts of John Ellis. Boethius Press, Aberystwyth 1990
HARTMEYER, S. R. H. und I. HARTMEYER (2019): Dionaea traps selectively allow small animals to escape. Carnivorous Plant Newsletter, Vol. 48, 4. 2019, PDF-Veröffentlichung.
https://legacy.carnivorousplants.org/cpn/articles/CPNv48n4p153_160.pdf [04.01.2020]
Siegfried R. H. Hartmeyer (2019): Venus Fliegenfallen sortieren kleine Tiere aus. YouTube-Video.
https://www.youtube.com/watch?v=JJYAa0n_h0w [05.11.2019]

 

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